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angegriffen und durch die Preußen unter Bülow aus Paunsdorf herausge¬ 
schlagen. Und als sie sich noch im freien Felde behaupten wollten, da machte 
sich die treffliche Reiterei der Russen und Preußen gegen sie auf, und das 
Geschütz warf Raketen in ihre Vierecke. Diese fürchterlichen Feuerdrachen 
fuhren zischend und heulend in die dichten Haufen der Reiter oder des Fu߬ 
volks und spieen aus vielen Röhren Feuer rund umher aus, daß Menschen 
und Pferde erschrocken vor ihnen auseinander stoben. Da half kein Wider¬ 
stehen und kein Halten der Befehlshaber; die Reihen lösten sich, auch die 
andern Dörfer in der Nähe gingen verloren, und erst in Sellerhausen wurde 
wieder ein Halt gewonnen. 
Auf diesen Feldern und in diesen Stunden war es, da die sächsischen 
Kriegshaufen, die bis dahin nach dem Willen ihres Königs geduldig für 
Napoleon gekämpft hatten, ihr Blut nicht länger für den Fremdherrn ver¬ 
gießen wollten. In geschloffenen Reihen, mit fliegenden Fahnen und klin¬ 
gendem Spiele, die Anführer an ihrer Spitze, zogen sie im Angesichte der 
Franzosen zu den Verbündeten hinüber. Napoleon schickte sogleich seine 
Gardereiter, die gefährliche Lücke zu füllen, und diese brechen plötzlich her¬ 
vor und wollen dem siegreichen Bülow noch dazu in die offene Flanke 
fallen. Aber die Österreicher, die in der Nähe stehen, schwenken eiligst und 
werfen sich dem verderblichen Stoß kühn entgegen; und von der andern 
Seite feuert selbst die eben übergetretene sächsische Artillerie in die franzö¬ 
sischen Reihen, weil es gerade an dieser Stelle an Geschütz fehlte. Da 
müssen die Garden eilig umkehren und auch hier das Feld den Verbündeten 
überlassen. 
Der blutige Tag neigte sich zu seinem Ende. Mit Sehnsucht blickte 
Napoleon der Nacht entgegen, die ihn erretten sollte. Sein großer Halb¬ 
kreis war in ein schwaches Dreieck zusammengedrängt, das in seiner Spitze 
Propstheida hatte. Hätte sein Heer nicht an diesem Tage noch einmal mit 
recht festem Mut den schweren Kampf bestanden, wäre dieses Dreieck noch 
vor Abend durchbrochen und Leipzig erstürmt worden, so war alles verloren. 
Napoleon kämpfte an diesem Tage nur noch für den Rückzug, und schon von 
10 Uhr morgens an war ein zahlloser Troß von Wagen, Pferden und 
Gepäck den ganzen Tag hindurch hinter dem Bertrandschen Heerhaufen her¬ 
gezogen. 
Als die dunkle Nacht schon das große Blutfeld bedeckte, befand sich 
Napoleon noch auf dem Hügel bei seiner Windmühle, wo er sich ein Wacht¬ 
feuer hatte anzünden lassen. Er hatte seinem ersten Gehilfen, Berthier, die 
Anordnung des Rückzuges mitgeteilt, und dieser diktierte sie an einem 
Seitenwachtfeuer einigen Adjutanten. Ringsum herrschte tiefe Stille. Man
	        
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