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„Wer dem verstorbenen Leinweber etwas schuldig ist, der soll sich 
sogleich melden; das Landgericht ist da!“ Es waren seitdem keine 
zehn Minuten vergangen, so kam eine Frau und brachte eine kleine 
Summe Geldes, und hinter dieser noch eine, und hinter dieser ein 
armer Mann, und so fort, bis fast sämtliche Unvermögende des 
Ortes dagewesen waren und ihre Schuld abgetragen hatten. Zuletzt 
kam noch ein armer Drehergeselle und legte ein mit einem Bindfaden 
zugebundenes Päckchen Geld auf den Tisch, mit dem Bemerken, der 
Verstorbene habe ihm das Geld gegeben, als er zum letzten Male 
nach Haus gereist sei, mit der Bitte, es ihm aufzuheben, er wisse 
nicht, wohin er es thun solle. Das Päckchen wurde geöffnet und 
enthielt hundert Gulden in verschiedenen Münzsorten. 
Was das Thun dieser guten Leute so schön machte, das über¬ 
lasse ich deinem Nachdenken, mein lieber Leser, ziehe mir aber für 
mich daraus die Lehre: „Der Geist Gottes hört nicht auf, Zeugnis zu 
geben von seinem kräftigen Wirken bei den Stillen im Lande.“ 
96. Der alte Landmann an seinen Solin. 
(Hölty. — Gekürzt.) 
Üb immer Treu’ und Redlichkeit 
bis an dein kühles Grab 
und weiche keinen Finger breit 
von Gottes Wegen ab! 
Dann wirst du wie auf grünen Au'n 
durchs Pilgerleben gehn; 
dann kannst du sonder Furcht und Graun 
dem Tod ins Auge sehn. 
Dann wird die Sichel und der Pflug 
in deiner Hand so leicht; 
dann singest du beim Wasserkrug, 
als wär' dir Wein gereicht. 
Dem Bösewicht wird alles schwer, 
er thue, was er thu'; 
der Teufel treibt ihn hin und her 
und lässt ihm keine Ruh’. 
Der schöne Frühling lacht ihm nicht, 
ihm lacht kein Ährenfeld; 
er ist auf Lug und Trug erpicht 
und wünscht sich nichts als Geld.
	        
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