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kommt doch oft auf sonderbare Gedanken, aber man kann nichts dafür 
— da höre ich jetzt das Feldgeschrei, wodurch die Posten einander wach 
erhalten. Ich habe doch den Zuruf schon oft und oft gehört, aber diesmal 
hat er mich ganz besonders ergriffen. Zuerst habe ich ihn aus weiter 
Ferne vernommen, als ob er aus einer tiefen Grube käme, aus der Auf¬ 
erstehung, dann immer näher und näher und Heller und Heller: „Kamerad, 
bist du noch da?" bis er zuletzt an mich gekommen ist, und ich habe den 
Ruf weiter geschickt: „Bruder, bist du noch da?" Keiner sieht den andern, 
keiner verläßt seinen Posten, aber man ruft einander den hellen 
ermunternden Gruß zu. Das ist schön. Eine Kette von freundlichen 
Worten, Glied an Glied, schließt die deutschen Brüder an einander, die 
weit aus einander stehen. Alle sind wach und stehen da für das Vater¬ 
land. Und ich habe mir da ganz Deutschland gedacht, und von einer 
Grenze bis zur andern stehen sie da und rufen einander zu: „Bruder, 
bist du noch da?" Vater! lieber Vater! da ist mir's warm ums Herz 
geworden, ich kann's nicht sagen, wie. Und ich habe mein Gewehr mit 
beiden Händen hoch hinauf gehoben und habe Gott gebeten, er soll mir's 
einmal für eine rechtschaffene heilige Sache wieder in die Hand geben. 
Die zwei Stunden sind mir herumgegangen wie ein Augenblick, und 
so oft der Ruf an mich gekommen ist, habe ich ihn immer freudiger hin- 
ansgernfen. Dazwischen habe ich das Lied in mich hineingesnngen: 
Steh' ich in finstrer Mitternacht 
so einsam auf der fernen Wacht. 
Es ist mir keines von den gelernten Liedern eingefallen. Wenn 
man so ein Lied auch nur leise vor sich hinsingt, es ist doch gerade, als 
ob man mit einem guten Geist spräche. 
Grüßet mir alle guten Freunde nnb Bekannte von Eurem 
getreuen Lorenz. 
119. Um Schleswig-Holstein 1864. 
(Nach Bender.) 
Die Elbherzogtümer Schleswig und Holstein hatten von lange her 
den. König von Dänemark zu ihrem Herzog, aber das Volk ist zu vier 
Fünsteilen deutsch, und nur ein Fünfteil redet dänisch. Darum gehörte 
auch Holstein zum deutschen Bunde, und insbesondere war durch alte und 
neue Verträge bestimmt, daß die beiden Herzogtümer unter sich auf ewig 
ungeteilt („up ewig nngedeelt") und von dem dänischen Staate gesondert 
bleiben sollten. Die Dänen aber hatten schon öfter versucht, wenigstens 
Schleswig ganz zu ihrem Reiche zu bringen, und darum trachteten sie,
	        
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