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der Tag eröffnet und mit Ernst und Kraft 
der Fall vom Landesmarfchall vorgetragen: 
„Und nun, hochmögende Genossenschaft, 
weiß einer Rat? Wer ist es, der zur Stunde 
die Ernte trocken in die Scheune schafft?" 
Es herrschte tiefes Schweigen in der Runde, 
doch nahm zuletzt das Wort ein würdiger Greife 
und sprach gewichtig mit beredtem Munde: 
„Der Fall ist ernst; mit nichten wär' es weife, 
mit übereiltem Ratschluß einzugreifen; 
wir handeln nicht unüberlegter Weife. 
Drum ist mein Antrag, ohne weit zu schweifen: 
Laßt uns auf nächsten Samstag uns vertagen; 
die Zeit bringt Rat, sie wird die Sache reifen." 
Beschlossen ward, worauf er angetragen. 
Die Frist verstrich bei ew'gen Regenschauern, 
Hinbrüten drauf und bräuchlichen Gelagen. 
Der Samstag kam und sah dieselben Mauern 
umfassen noch des Landes Rat und Hort 
und sah den leid'gen Regen ewig dauern. 
Der Landesmarfchall sprach ein ernstes Wort: 
„Hochmögende, nun thut nach eurer Pflicht! 
Ihr seht, der Regen regnet ewig fort. 
Wer ist es, der das Wort der Weisheit spricht? 
Wer bringt in unsres Sinnens düstre Nacht 
das lang erwartete, begehrte Licht? 
Zur That! Ihr habt erwogen und bedacht. 
Ich wende mich zuerst an diesen Alten, 
des Scharfsinn einmal schon uns Trost gebracht: 
Ehrwürdiger Greis, laß deine Weisheit walten." 
Der stand und sprach: „Ich bin ein alter Mann, 
ich will euch meinen Rat nicht vorenthalten. 
Wir sehn es vierzehn Tage noch mit an, 
und hat der Regen dann nicht aufgehört, 
gut! regn' es denn, so lang' es will und kann." 
Er schwieg; es schwiegen, die das Wort gehört, 
noch eine Weile staunend; dann erscholl 
des Beifalls Jnbel-Nachklang ungestört. 
Einstimmig, heißt es in dem Protokoll,
	        
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