182
3. Nun rufe flugs die kleinen Gäste,
denn hör, mich hungert sehr,
bring auch den kleinsten aus dem Neste,
wenn er nicht schläft, mit her!
4. Es leuchtet uns bei unserm Mahle
der Mond so silberrein
und guckt von oben in die Schale
und tut den Segen drein.
5. Nun, Kinder, esset! Eßt mit Freuden,
und Gott gesegn’ es euch!
Sieh, Mond, ich bin wohl zu beneiden,
bin arm und bin doch reich.
Matthias Claudius.
140. Feierabend.
1. Über reifen Ähren liegt
stiller, goldner Abendschein.
Eine junge Mutter wiegt
sacht ihr Kind und singt es ein.
3. Sein gebräuntes Angesicht
leuchtet über seinem Sohn,
doch er stört den Schläfer nicht,
und die Hütte wartet schon.
2. Letzter, heller Sensenklang
zittert übers Feld hinaus,
und der Schnitter ruht am
Hang
feiernd bei den Seinen aus.
4. Leichter Herdrauch steigt
und weht
über Wipfel her. Nicht fern
winktdasDach. Und drüber steht
friedefromm der Abendstern.
Gustav Falke.
141. Die Lerche.
1« DieLerche in den Lüften schwebt
und singt den Fimmel an;
vom grünen Feld sie sich erhebt
und grüßt den Ackersmann.
2. Gar hoch tut sie sich schwingen,
daß man's kaum sehen mag;
dabei hört man sie singen:
„Lobt Gott!" den ganzen Tag.
Volkslied.
142. Sonntags im Felde.
1. Wallend über Kornes Wogen
kommt die laue Luft gezogen,
in den Klee senkt sich die Lerch'.
Alles still; am Waldessäume
lehnt der Schäfer unterm Baume,
und die Herde ruht im Pferch.
2. Nun des Dorfes Glocken hallen,
und die Kirchengänger wallen
feierlich die Flur entlang.
Aus des Gotteshauses Pforten
tönt in schwellenden Akkorden
weit ins Tal der Orgel Klang.