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dreihundert Jahre. Wieviel tausend arme Kranke es in all dieser
Zeit beherbergt hat, das weiß niemand zu sagen; des Bischofs
Name aber ist in Segen geblieben.
69. Der arme (XDufihant und fein Kollege.
Yon XI. O. von Born.
Die Spinnstube. 3. Jahrgang. Frankfurt a. M. 1848. S. 137.
91 einem fchônen Sommertage mar im Prater zu Wien ein großes
Volisteft. Der Prater ift eine fehr groBe, Dffent(idje Gartenanlage
voll fevrfidjer Süume unb ijt ber Saupt[pagiergang unb Beluftigungsort
der Wiener. Biel Volts ftrbmte Binaus, unb jung unb aít, pornefm umb
gering freute fid) bort jeine8 Seben8; auch viele Fremde famen, bie fid)
an der Volfsluft ergôtten. Wo frohliche Menfden find, da hat aud) ber
etwas zu Hoffen, der an die Barmherzigkeit jeiner glüclicheren Mitmen]dhen
getoiejen ift. So waren denn hier eine Menge Bettler, Drgelmänner,
Sarfenmübdjen, bie fid) ihren Kreuzer zu verdienen judjten.
In Wien lebte damals ein Gnvalide, dem fein fleines Rubegebalt
zum Unterhalt nicht ausreichte. Betteln mochte er nicht. Er griff daher
zur Violine, die er von feinem Vater erlernt Hatte, der ein Böhme ge-
wefen war. Er fpielte unter einem alten Baum im Prater, und feinen
treuen Pudel Hatte er jo abgerichtet, daß er vor ihm jaf und den alten
Hut im Maule Dieft, in ben bie Leute ihre Pfennige vder Kreuzer
warfen. Heute ftand er auch da und fiedelte, und der Pudel jap vor
ibm mit dem Hute wie immer; aber die Leute gingen vorüber, und dev
Hut blieb leer. Hätten ihn die Leute nur einmal angejehen, fie Hätten
Barmherzigkeit mit ihm Haben müffen. Dünnes weißes Haar dedte faum
jeinen Schädel; ein alter, fadenjcheiniger Soldatenmantel war fein Kleid.
Gar manche Schlacht hatte er mitgefämpft, und fajt jede Hatte ihm in
einer Narbe einen Denkzettel angehängt, bei dem für dad Verlieren feine
Sorge nötig war. Nur drei Finger an ber rechten Hand hielten den
Bogen. Cine ftartütjdjenfugel fatte bie zwei andern bei Afpern mitge-
nommen, und faft au gleiher Beit nabm ihm eine größere Kugel das
Bein weg. Und doch jahen Heute die fröhlichen Leute nicht auf ihn, und
er fatte bod) für bem legten Kreuzer Saiten auf jeine Bioline gefauft und
jpielte feine alten Märfhe und Tänze mit aller Kraft. Trübe und traurig
jaf der alte Mann auf bie mogenbe SXenjdjenmajje, auf bie fröhlichen
Sefichter, auf die ftolze Pracht ihres Pubes. Bei ihrem Lachen drang
ein Stachel in feine Seele — heute abend mußte er Hungern auf jeinem
Strohlager im Dachftübchen. Sein Pudel war in der Tat bejjer daran;