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oder rotsamtne Häubchen mit Gold auf dem Kopf, ein sehr schönes
gelbes seidenes Tuch um Schulter und Brust, schwarze, auch urblaue
kurze Röcke und rote Saffianstiefel, die bis unter das Kleid gehen, leb—
hafle Farben, meist ein gelbliches Braun im Gesicht, und große brennend
schwarze Augen. Im ganzen gewährt so ein Trupp Weiber ein Farben⸗
spiel, das Dir gefallen würde, jede Farbe am Anzug so energisch, wie
sie sein kann.
Ich habe nach meiner Ankunft um fünf, in Erwartung des Diners,
in der Theiß geschwommen, Tschardasch tanzen sehen, bedauert, daß ich
nicht zeichnen konnte, um die fabelhaftesten Gestalten für Dich zu Papier
zu bringen, dann Paprikahähndel, Stürl (Fisch) und Tick gegessen, viel
Ungar getrunken, geschrieben und will nun zu Bett gehen, wenn die
Zigeunermusik mich schlafen läßt. Gute Nacht. Isten adiamek!
237. Auf der Alm.
Von Peter Rosegger.
Das Volksleben in Steiermark. Wien, Pest, Leipzig 1881. S. 277.
Gebirgsbauer wird nach Rindern geschätzt. Je mehr
Rinder, desto angesehener der Bauer. Zwanzig Stück Rind-
vieh, heißt es, muß einer haben, will er in der Ortschaft etwas
gelten. Für zwanzig Rinder aber ist im Tale die Sommerweide
nicht mehr aufzutreiben, und die Herde mub hinauf in die Hoch-
tãler, auf die Almmatten, wo sofort eine tüchtige Milch- und Butter-
wirtschaft eingerichtet wird. Venn also der Frühsommer kommt
und die Hochmatten ergrünen, so öffnen sich unten die Tore der
Gehõste, und hüpfend und blõkend ziehen die Herden den sonnigen
Hõhen zu. Auch Ziegen, Schafe und selbssst Schweine ziehen mit
zur Höhe. Mit Kränzen und Schellen reichlich behangen, geht es
hinan, und das Jodeln der Sennerin und das Jauchzen der Alm-
buben klingt in den Felsen. Die Leutchen freuen sich auf die
Höhe. Es mag dije Sennhütte noch so ärmlich sein, noch so
mũhevolle Arbeiten haben, aber sie bietet ein freies Leben. Mehl
und Salz, ein paar Töpfe und einen dicken Lodenkittel nehmen
sie mit hinauf, damit wissen die Leute nach ihrem Geschmack ein
Wohlleben zu führen. Ihr ganzes Bestreben ist darauf gerichtet,
daß sie dem Dienstherrn unten möglichst viel Käse und Butter
gewinnen. Die Herde und der Stall und der Klee und das fette
Blãttergras, das sind die Hauptsachen, nach etwas anderm haben
Sennerin und Almbub nicht zu fragen.
Die Almhütte ist gewöhnlich aus rohen Balken gezimmert, die
auf einem Steinlager ruhen. Die vier Bretterwände deckt das oft
sehr flache Dach, dessen lange Schindeln nicht festgenagelt sind,
sondern nur durch querüber gelegte, mit groben Steinen beschwerte