Zumal das Erntefest feierte das Königspaar gerne mit den Guts¬
leuten. Die zogen mit ihrer Dorfmusik durchs Dorf und brachten die
Erntekrone zum Schlöffe. Hier trat dann, wenn sie im Hofe ankamen,
der König heraus unter die Tür und hörte die Ansprache an, die an
ihn als den Gutsherrn von Paretz gehalten wurde. Nun winkte er
denen, die die Krone trugen, näher zu treten, sie ins Haus zu bringen
und der Königin zu überreichen. War das geschehen, so begann auf
dem Hofe der Tanz, erst nach der Musik der Dorfbläser, dann nach
der etwas besseren einer Regimentskapelle. Mitten unter den tanzenden
Knechten und Mägden sah man den König und die Königin und ihr
Gefolge sich auch im Reigen drehen. Später sah man die Königin nach
der Wiese gehen, auf der die Buden, wie bei einem Jahrmarkts- oder
Schützenfeste, aufgeschlagen waren. Sie trat zu denen, welche Kuchen
und Backwerk feilhielten, und kaufte ihnen ihre Waren in ganzen Körben
ab. Mit ihrem Lächeln, so huldvoll und gütig, wandte sie sich an die
Umstehenden und lud sie ein, aus ihren Körben zuzulangen, sich's
schmecken zu lassen und fürliebzunehmen, sie gebe, so gut sie's habe.
„Frau Königin, Frau Königin, mir auch was!" schrien dann die Buben
und die Mädchen um sie her. Mit denen ging sie zur Lotto- oder zur,
Würfelbude, kaufte ihnen eine Karte oder einen Wurf und freute sich mit
denen, die gewannen. So einfach und herzlich stand sie unter den
Leuten.
Aber im Kreise ihrer Kinder war es den königlichen Eltern doch
am wohlsten. Wir haben noch Bilder aus jener Zeit, welche die
königliche Familie darstellen. Da sitzt die Königin am Fenster, ihre
älteste Tochter, Prinzeß Charlotte, schmiegt sich an ihre Knie,
Mutter und Tochter wenden ihre Augen dem Könige zu, der, den
Kronprinzen an seiner linken Hand, zu ihnen herantritt und ihnen
etwas zu sagen scheint, während hinter ihnen die beiden Prinzen
Wilhelm und Karl ihre Blondköpfe über ein auseinandergefaltetes
Blatt beugen.
Wie sie selbst in ihren Gewohnheiten einfach und gegen andere
von Herzen gütig gesinnt waren, so wollten sie auch ihre Kinder erziehen.
„Meine Kinder sollen Menschenfreunde werden," sagte die Königin und
hat damit wohl gemeint, sie sollen nicht hochmütig werden, weil sie des
Königs Kinder sind, noch ihre Untertanen geringschätzen und verachten,
sondern sollen sie lieben und ehren, sich ihrer Freude mit freuen und
ihr Leid mit tragen helfen, damit sie rechte Fürsten und wahre Freunde
ihres Volkes werden.