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Frauen mit gold- und silbergestickten SchapelnH und schönen
Gürtelketten, an denen die faltigen, samtbesetzten Kleider geschürzt
waren, und sittsame Jungfrauen mit niedergeschlagenen Augen,
das Gebetbuch in den gefalteten Händen, wandelten an der Seite
der würdigen Eheherren, während Knechte und Mägde sich ihnen
bescheiden anschlossen. Auch im Böttcherhause durfte niemand
zurückbleiben.
5. Morgenwanderung.
Emanucl v. Geibel.
Gesammelte Werke. I. Band. Stuttgart. 1883. S. 140.
1. W6r recht in Freuden wandern will,
der geh’ der Sonn’ entgegen!
Da ist der Wald so kirchenstill,
kein Lüftchen mag sich regen;
noch sind nicht die Lerchen wach,
nur im hohen Gras der Bach
singt leise den Morgensegen.
2. Die ganze Welt ist wie ein Buch,
darin uns aufgeschrieben
in bunten Zeilen manch ein Spruch,
wie Gott uns treu geblieben;
Wald und Blumen nah und fern
und der helle Morgenstern
sind Zeugen von seinem Lieben.
3. Da zieht die Andacht wie ein Hauch
durch alle Sinnen leise,
da pocht ans Herz die Liebe auch
in ihrer stillen Weise,
pocht und pocht, bis sieh'8 erschließt,
und die Lippe überfließt
von lautem, jubelndem Preise.
4. Und plötzlich läßt die Nachtigall
im Busch ihr Lied erklingen,
in Berg und Tal erwacht der Schall
und will sich aufwärtsschwingen,
und der Morgenröte Schein
stimmt in lichter Glut mit ein :
Laßt uns dem Herrn lobsingen!
b Schapel, ein um den Kopf zu windender Bandschmuck.