Full text: [Teil 3, [Schülerbd.]] (Teil 3, [Schülerbd.])

„Ei, Nagel hin und Nagel her! 
Der Huf hat ja der Nägel mehr 
und hält noch ohngefähr." 
3. Und wieder schallt des Knechtes Ruf: 
„Herr, losgegangen ist ein Huf, 
und schlagt Ihr nicht das Eisen an, 
so ist es um das Roß getan." — 
„Hufeisen hin, Hufeisen her! 
Das Rößlein hat Hufeisen mehr 
und geht noch wie vorher." 
4. Und eh' der dritte Ruf erschallt, 
da ist er an den Stein geprallt; 
das Rößlein liegt und steht nicht auf, 
geendet ist des Herren Lauf. 
Er spricht nicht mehr: „Roß hin, Roß her!" 
Er rafft sich auf und schreitet schwer 
mit seinem Knecht einher. Friedrich Rückert. 
46. Die zwei Pflugscharen. 
von gleicher Urt des Eisens wurden auf einer Werkstätte zwei 
Pflugscharen verfertigt. Eine davon kam in die Hand eines Landmannes, 
die andere ward in den Winkel des Zchuppens geworfen, lag allda acht 
oder neun Monate lang und ward mit Rost überdeckt. Jetzt erst erinnerte 
man sich ihrer und zog sie auch wieder hervor. Wie staunte sie, als sie 
ihre ehemalige Lchwester erblickte und mit sich selbst verglich! Sie 
fand sie hell und spiegelglatt, ja, säst glänzender noch, als sie anfangs 
I war. „Vst das möglich?" rief die verrostete aus, „einst waren wir 
einander gleich; was hat dich so herrlich erhalten, da ich in der glücklichsten 
Uuhe so verunstaltet worden bin?" — „Eben diese Uuhe," erwiderte 
jene, „war dir verderblich. Mich hat Übung und Hrbeit erhalten. Ihr 
nur verdanke ich es, daß ich dich jetzt übertreffe." 
ttugust Gottlieb Meißner. 
47. Der muntre Seifensieder. 
Johann, der muntre Seifensieder, 
erlernte viele schöne Lieder 
und sang mit unbesorgtem Sinn 
den Tag bei seiner Arbeit hin. 
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