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daß ich eine Geiß regieren möcht’
ii5 mit großer Angst, Müh und Arbeit.
0 Herr, vergib mir mein’ Torheit!
Ich will hinfort der Regierung dein,
weil ich leb’, nicht mehr reden ein."
Der Herr sprach: „Petre, dasselb’ tu,
120 so lebst du fort in stiller Ruh,
und vertrau mir in meine Hand’
das allmächtige Regiment."
Beschluß.
Diese Fabel ist von den Alten
uns zur Vermahnung fürgehalten,
125 daß der Mensch hier in dieser Zeit
Gottes unerforschlicher Weisheit
und seiner allmächtigen Gewalt,
wie er Himmel und Erd’ erhalt’
und die verborgenlich regier’,
130 nach seinem Willen lenk’ und führ’
alle Kreatur und alles Sein,
als der allmächtige Schöpfer allein,
daß er der sag’ Lob, Preis und Ehr’
und forsch’ danach nicht weiter mehr
135 aus Vorwitz, mutwillig und frei,
warum dies oder jenes so sei,
warum Gott solche Übel verhäng’,
sein’ Straf’ verzieh’ sich in die Läng’,
warum die Bosheit er laß obschweben.
i40 All solche Gedanken kommen eben
geflossen her aus Fleisch und Blut,
das aus Torheit so urteilen tut
und läßt sich dünken in den Sachen,
es wollt’ ein Ding viel besser machen
145 denn Gott selber auf seinem Thron.
Und tät’s mal not, zu Spott und Hohn
ßäh’ er, mit Müh, Not und Angstschweiß
kann er regieren kaum eine Geiß.
0 Mensch, erkenn deine Schwachheit an,
160 daß dein’ Weisheit und Kraft nicht kann
erforschen den göttlichen Willen,
Laß den Glauben dein Herze stillen,
daß Gott ohn’ Ursache nichts tu;