Full text: Deutsches Dichterbuch ([Teil 2]. Bd. 4, Hälfte 2, [Schülerbd.])

Pans Sachs. 
o 
2. Gespräch 
Sankt Peter mit den Landsknechten. 
Neun armer Landsknecht' zogen aus 
und gürteten von Laus zu Paus, 
dieweil kein Krieg im Lande was. 
Ein's Morgens da trug sie ihr' Straß' 
hinauf bis für das Pimmeltor; 
da klopften sie auch an davor, 
wollten auch in den Pimmelgarten. 
Sankt Peter tät der Pforten warten. 
Als er die Landsknecht' davor fach, 
wie bald er zu dem Perren sprach: 
„Perr, draußen steht ein' arme Rott'; 
laß sie herein, cs tut ihn'n not; 
sie wollen gerne hinnen garten." 
Der Perr sprach: „Laß sie länger warten." 
Als nun die Landsknecht' mußten harren, 
fingen's an zu fluchen und scharren: 
„Marter, Leiden und Sakrament!" 
Sankt Peter dieser Flüch' nit kennt, 
meint, sie reden von geistlich Dingen, 
gedacht, in Pimmel sie zu bringen 
und sprach: „O lieber Perre mein, 
ich bitte dich, laß sie herein! 
Nie frömmer Leut' hab' ich gesehen." 
Da tät der Perr hinwieder sehen: 
„O Petre, du kennst ihr'r nit recht; 
ich sich wohl, daß es sind Landsknecht', 
sollten wohl mit mutwillig' Sachen 
den Pimmel uns zu enge machen!" 
Sankt Peter der bat aber mehr: 
„Perr, laß sie herein durch dein' Ehr'!" 
Der Perr sprach: „Du magst lassen 'rein; 
du mußt mit ihn'n behängen sein. 
Schau', wie du's wieder bringst heraus!" 
Sankt Peter war froh überaus 
und ließ die frommen Landsknecht' ein. 
Bald sie in Pimmel kamen 'nein, 
garten's herum bei aller Welt, 
und bald sie z'samb' brachten das Geld, 
knokten sie nieder auf ein Plan 
und fingen zu umbschanzen an, 
und eh' ein' Vierteil Stund' verging, 
ein Pader sich bei ihn'n anfing 
von wegen einer Ambeschanz'; 
so wurden sie entrüstet ganz, 
zuckten von Leder sie allsammen, 
und hauten da mit Kräften z'sammen, 
jagten einander hin und wieder 
in dem Pimmel da auf und nieder. 
Sankt Peter diesen Strauß venrumb, 
kam, zant die Landsknecht' an darumb, 
sprach: „Wollt ihr in dem Pimmel balgen? 
Pebt euch hinaus an den lichten Galgen!" 
Die Landsknecht' ihn tückisch ansahen, 
und täten auf Sankt Peter schlahen, 
daß ihn'n Sankt Peter mußt' entlaufen, 
zum Perrn kam mit Ächzen und Schnaufen 
und klagt' ihm über die Landsknecht'. 
DerPerr sprach: „Dir geschieht nit Anrecht! 
Pab' ich dir nit gesaget heut, 
laß sie drauß, es sind freche Leur'?" 
Sankt Peter sprach: „O Perr, der Ding' 
verstund ich nit; hilf, daß ich's bring' 
hinaus; soll mir ein' Witzung sein, 
daß ich kein' Landsknecht' laß herein, 
weil sie sind so mutwillig' Leut'." 
Der Perr sprach: „Ei'm Engel gebeut, 
daß er ein' Trummel nehm' zuhand 
und für des Pimmels Pforten stand 
und einen Lerman davor schlag'." 
Sankt Peter tät nach seiner Sag'. 
Bald der Engel den Lerman schlug, 
lösten die Landsknecht' ohn' Verzug 
eilend aus durch das Pimmeltor, 
meinten, ein Lerman wär' davor. 
Sankt Peter b'schloß die Pimmelpforten, 
versperrt' die Landsknecht' an den Orten, 
da keiner seit hinein ist kommen, 
weil Sankt Peter tut mit ihn'n brummen. 
Doch nehmt aufSchwankweis' dies Gedicht, 
wie Pans Sachs ohn' all's Arges spricht.
	        
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