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Lulu von Strauß und Torney.
Geboren 1873.
ie ist die Enkelin des Dichters Viktor von Strauß und Torney und wurde
1873 zu Bückeburg geboren.
1. Abendbild.
Das war am sonnigen Wegesrand,
wo die Quelle rieselt am Stern;
gelehnt am Nußbaum ein Mann dort stand,
bestaubt und müde und sonnverbrannt,
und schlürfte durstig aus hohler Land
den kühlenden Trunk hinein.
Llnd wie er rastend dort steht und trinkt
und späht hinurrter den Weg —
da — horch! — ein jauchzendes Lachen klingt;
flachshaarig, rosig ein Büblein springt
heraus zum Lauschen, das drüben winkt
im Gärtchen hinter dem Steg!
Wie's da auf einmal so sonnig blaut
dem müden Marrne inr Blick!
Loch hebt das Kind er, das jubelt laut —
und nickt hinauf zu dem Läuschen traut,
wo sein junges Weib aus dem Fenster schaut —
ein ganzes, blühendes Glück.
2. Im Wald.
Die Winde gehn ums kleine Jägerhaus;
die Wälder rauschen in die Nacht hinaus.
Da drinnen schimmert warmes Lampenlicht, —
ein stilles Stübchen, traulich — eng und schlicht.
Geweih und Rehgehörn als Schmuck der Wand,
ein Falke drüber, der die Flügel spannt.
So still, so stille — nur die Wanduhr tickt,
und vom Kamin der rote Glutschein zückt.
Bisweilen schlägt im Schlaf der Jagdhund an;
er träumt vom Pürschgang wohl im freien Tann.
Der Jäger sitzt und pafft sein Pfeifchen stumm;
der Rauch blaut nebelnd im Genrach herunl.
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