Ludwig Lölty.
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Wer weiß, wie bald
die Glocke schallt,
da wir des Maien
uns nicht mehr freuen!
Wer weiß, wie bald
sie, leider, schallt!
Drum werdet froh!
Gott will es so,
der uns das Leben
zur Lust gegeben.
Genießt der Zeit,
die Gott verleiht!
Pflückt einen Kranz
und haltet Tanz
auf grünen Auen,
ihr schönen Frauen;
pflückt einen Kranz
und haltet Tanz!
3. Frühlmgssied.
1773.
Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter;
der Wiesengrund
ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.
Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht
hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte!
4. Der alte Landmann an seinen Sohn.
Äb' immer Treu' und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!
Dann wirst du wie auf grünen Au'n
durchs Pilgerleben gehn;
dann kannst du sonder Furcht und Graun
dem Tod ins Antlitz sehn.
Dann wird die Sichel und der Pflug
in deiner Land so leicht;
dann singest du beim Wasserkrug,
als wär' dir Wein gereicht.
Dem Bösewicht wird alles schwer,
er tue, was er tu';
der Teufel treibt ihn hin und her
und läßt ihm keine Ruh'.
1775.
Der schöne Frühling lacht ihm nicht,
ihm lacht kein Ahrenfeld;
er ist auf Lug und Trug erpicht
und wünscht sich nichts als Geld.
Der Wind im Lain, das Laub am Baum
saust ihm Entsetzen zu;
er findet nach des Lebens Traun:
im Grabe keine Ruh'.
Dann muß er in der Geisterstund'
aus seinem Grabe gehn
und oft als schwarzer Kettenhund
vor seiner Laustür stehn.
Die Spinnerinnen, die, das Rad
im Arm, nach Lause gehn,
erzittern wie ein Espenblatt,
wenn sie ihn liegen sehn.