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VII. Die deutsche Dichtung.
den Laser tät er schwingen:
„Steh auf, herzliebster Vater mein,
ich hör' die Larnisch' klingen.
9. Der Lindenschmied lag hinterm
Tisch und schlief;
sein Sohn der tät so manchen Rief,
der Schlaf hat ihn bezwungen.
„Steh auf, herzliebster Vater mein,
dein Verräter ist schon kommen!"
10. Junker Kasper zu der Stuben
eintrat,
der Lindenschmied von Lerzen sehr
erschrak.
„Lindenschmied, gib dich gefangen!
Zu Baden an dem Galgen hoch,
daran so sollst du hangen."
11. Der Lindenschmied, der war ein
freier Reutersmann,
wie bald er zu der Klingen sprang:
„Wir wollen erst ritterlich fechten!"
Es waren der Bluthund' also viel,
sie schlugen ihn zu der Erden.
12. „Kann und mag es denn nicht
anders gesein,
so bitt' ich um den liebsten Sohne mein,
auch um meinen Reutersjungen,
und haben sie jemand leid getan,
dazu hab' ich sie gezwungen."
13. Junker Kasper der sprach nein
dazu:
„Das Kalb muß entgelten der Kuh;
es soll dir nicht gelingen;
zu Baden in der werten Stadt
muß ihm sein Laupt abspringen."
14. Sie wurden alle drei gen Baden
gebracht,
sie saßen nicht länger denn eine Nacht;
wohl in derselbigen Stunde
da ward der Lindenschmied gericht',
sein Sohn und der Reutersjunge.
Volkslied.
194. Schlachtgesang.
(^)ein sel'grer Tod ist in der Welt,
v\ als wer vom Feind erschlagen
auf grüner Leid' in freiem Feld
darf nicht hör'n groß Wehklagen.
Im engen Bett, da einer allein
muß an den Todesreihen;
hier aber find't er Gesellschaft fein,
fallen mit, wie Kräuter im Maien.
Ich sag' ohn' Spott,
kein sel'grer Tod
ist in der Welt,
als so man fällt
auf grüner Leid'
ohn' Klag' und Leid!
Mit Trommelklang
und Pfeifeng'sang
wird man begraben.
Davon tut haben
unsterblichen Ruhm. —
Mancher Leld fromm
hat zugesetzt Leib und Blute
dem Vaterland zu gute.
Volkslied.