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Zum Eingang.
wie dein Eichenlaub im Hain
seine höchsten Wipfel schwellt.
TNag in wildem schwanken
Volk um Volk vergehn:
du bleibst feste stehn,
Deutschlands Stärke wird nicht wanken!
Gottfried Kinkel nach Walter von der vogelweide.
2. O Deutschland!
ondschein und Giebeldächer
in einer deutschen Stadt -
ich weiß nicht, warum der Anblick
mich stets ergriffen hat.
2. Dort drüben beim Lampenscheine
ein Jüngling starrt ins Licht
und schwärmt und schluchzt und emp¬
findet
sein erstes, sein bestes Gedicht.
3. Dort sitzt eine junge Mutter,
die wiegt ihr Kind zur Ruh';
sie lächelt und sinnt und betet
und singt ein Lied dazu.
4. Es blickt auf die mondhellen Giebel
tiefsinnend ein Greis hinaus;
er hält in der Hand eine Bibel,
drin liegt ein welker Strauß.
5. Die Bäume rauschen, es funkeln
die Sterne ab und zu;
dort unten liegen die dunkeln
Häuser in tiefer Ruh'.
6. Es plätschert in alter Weise
am Simonsplatze der Born;
von weitem tutet leise
der Wächter in sein Horn . . .
7. O Deutschland! mir tat's gefallen
in manchem fremden Land;
dir aber hat Gott vor allen
das beste Teil erkannt.
8. Du lebst und schwärmst und
dämmerst
in tiefer Seelenruh';
wenn du dein Eisen hämmerst,
erklingt ein Lied dazu.
9. O lasse dir niemals rauben
die alte Schwärmerei
für Frauen, Freiheit und Glauben -
bleib unentwegt dabei!
10. Daß du vom Born der Sage
mögft schöpfen Frömmigkeit
und Kraft zu wuchtigem Schlage
nun und in Ewigkeit!
Emil Prinz Schönaich-Earolalh.