246
der Lehrer steht vor ihnen, gerade wie bei uns, nur daß sie alle schwarz
sind, Lehrer unb Schüler. Mancher von den Buben liest in seinem Lese¬
buch so gut wie ein deutsches Schulkind. Die Schreibhefte brauchen sich
nicht zu verstecken. Nur das Rechnen ist, ach, so schwer, dafür macht
die biblische Geschichte desto mehr Freude, und schnell fliegen die Finger-
hoch, wenn gefragt wird. Nebenan die Mädchen haben eine deutsche
Lehrerin. Nicht nur kleine Schülerinnen finb in der Mädchenschule zu
finden, sondern auch Erwachsene, die, obgleich sie schon so groß sind, doch
noch etwas lernen möchten.
Auf der andern Seite der Kirche sammelt sich eine Schar Kranker
vor einem kleinen Hause. Aus der Gemeinde, aber auch aus den Dörfern
der Heiden kommen sie, denn die heidnischen Zauberer mit ihren Zauber¬
sprüchen und unsaubern Arzneien können wenig helfen. Hier auf der
Missionsstation wäscht eine deutsche Krankenschwester die Wunden aus
und verbindet sie. Ein schwarzer Krankenpfleger hilft ihr dabei. Dem
Kindchen, das an dem bösen, afrikanischen Ausschlag leidet, schmiert er
den ganzen, kahlgeschorenen Kopf mit heilender Salbe ein. Ängstlich schreit
und wehrt sich die Kleine, bis die Mutter sie sich wieder auf den Rücken
bindet und mit ihr den Berg hinuntergeht.
Wie sie über den Hof der Station schreitet, begrüßt sie schnell noch
die „Mutter", die Frau des Missionars, denn diese ist eine treue Beraterin
der schwarzen Frauen in jeder Not; vor der Tür des Missionars aber
hocken die Männer, die mit ihren Anliegen zu ihm kommen.
3. Wieder geht's ein Stückchen den Berg hinab, da tönt lustiges
Pochen ans einem Hause heraus und das Knirschen der Säge. Es ist die
Tischlerei, in der schwarze Gesellen und Lehrjungen unter ihrem deutschen
Meister ihr Handwerk treiben Ans dem roten, duftenden Zedernholze
werden Schränke und Tische und arideres Hausgerät gemacht. An der
Drechselbank werden Verzierungen ausgedreht. Fenster und Türen sind
in Arbeit für ein neues Haus, das aus einer andern Station gebaut
wird. Darum sind heute auch nicht alle Gesellen da. Sie sind hinge¬
schickt, um den Dachstuhl aufzusetzen.
Auf der Missionsstation kann man noch allerlei andere schwarze
Handwerker bei der Arbeit finden. An der Duelle halten die Wäscher
große Wäsche ab. Auf dem Neubau schwingen die Maurer die Kelle und
setzen Stein auf Stein. In seinem Stübchen sitzt der Schuster; er selbst
geht barfuß, aber er besohlt die Stiefel der Weißen. Unter einer luftigen
Laube läßt der schwarze Schneider die Nähmaschine schnurren. Er macht
Arbeitsjacken und Sonntagshemden. In dem kleinen Kaufladen unten am
Berge werden sie verkauft. Auch Frauentücher, Ackergerät, Lämpchen und
Petroleum, Schreibhefte imb Schieferstifte hält Matthäus dort feil, und