Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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der Lehrer steht vor ihnen, gerade wie bei uns, nur daß sie alle schwarz 
sind, Lehrer unb Schüler. Mancher von den Buben liest in seinem Lese¬ 
buch so gut wie ein deutsches Schulkind. Die Schreibhefte brauchen sich 
nicht zu verstecken. Nur das Rechnen ist, ach, so schwer, dafür macht 
die biblische Geschichte desto mehr Freude, und schnell fliegen die Finger- 
hoch, wenn gefragt wird. Nebenan die Mädchen haben eine deutsche 
Lehrerin. Nicht nur kleine Schülerinnen finb in der Mädchenschule zu 
finden, sondern auch Erwachsene, die, obgleich sie schon so groß sind, doch 
noch etwas lernen möchten. 
Auf der andern Seite der Kirche sammelt sich eine Schar Kranker 
vor einem kleinen Hause. Aus der Gemeinde, aber auch aus den Dörfern 
der Heiden kommen sie, denn die heidnischen Zauberer mit ihren Zauber¬ 
sprüchen und unsaubern Arzneien können wenig helfen. Hier auf der 
Missionsstation wäscht eine deutsche Krankenschwester die Wunden aus 
und verbindet sie. Ein schwarzer Krankenpfleger hilft ihr dabei. Dem 
Kindchen, das an dem bösen, afrikanischen Ausschlag leidet, schmiert er 
den ganzen, kahlgeschorenen Kopf mit heilender Salbe ein. Ängstlich schreit 
und wehrt sich die Kleine, bis die Mutter sie sich wieder auf den Rücken 
bindet und mit ihr den Berg hinuntergeht. 
Wie sie über den Hof der Station schreitet, begrüßt sie schnell noch 
die „Mutter", die Frau des Missionars, denn diese ist eine treue Beraterin 
der schwarzen Frauen in jeder Not; vor der Tür des Missionars aber 
hocken die Männer, die mit ihren Anliegen zu ihm kommen. 
3. Wieder geht's ein Stückchen den Berg hinab, da tönt lustiges 
Pochen ans einem Hause heraus und das Knirschen der Säge. Es ist die 
Tischlerei, in der schwarze Gesellen und Lehrjungen unter ihrem deutschen 
Meister ihr Handwerk treiben Ans dem roten, duftenden Zedernholze 
werden Schränke und Tische und arideres Hausgerät gemacht. An der 
Drechselbank werden Verzierungen ausgedreht. Fenster und Türen sind 
in Arbeit für ein neues Haus, das aus einer andern Station gebaut 
wird. Darum sind heute auch nicht alle Gesellen da. Sie sind hinge¬ 
schickt, um den Dachstuhl aufzusetzen. 
Auf der Missionsstation kann man noch allerlei andere schwarze 
Handwerker bei der Arbeit finden. An der Duelle halten die Wäscher 
große Wäsche ab. Auf dem Neubau schwingen die Maurer die Kelle und 
setzen Stein auf Stein. In seinem Stübchen sitzt der Schuster; er selbst 
geht barfuß, aber er besohlt die Stiefel der Weißen. Unter einer luftigen 
Laube läßt der schwarze Schneider die Nähmaschine schnurren. Er macht 
Arbeitsjacken und Sonntagshemden. In dem kleinen Kaufladen unten am 
Berge werden sie verkauft. Auch Frauentücher, Ackergerät, Lämpchen und 
Petroleum, Schreibhefte imb Schieferstifte hält Matthäus dort feil, und
	        
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