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158. Mondnacht.
1. Es mar, als hätt' der Himmel
die Erde still geküßt,
daß sie im Blütenschimmer
voir ihm nun träumen müßt'.
2. Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.
3. Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
I. Freiherr v. Eichendorff.
159. Volkers
1. Oie lichten Sterne funkeln
hernieder kalt und stumm;
von Waffen klirrt’s im Dunkeln,
der Tod schleicht draußen um.
Schweb hoch hinauf, mein
Geigenklang,
durchbrich die Nacht mit klarem
Sang!
Du weißt den Spuk von dannen
zu bannen.
2. Wohl finster ist die Stunde,
doch hell sind Mut und Schwert;
in meines Herzens Grunde
steht aller Freuden Herd.
O Lebenslust, wie reich du
blühst!
0 Heldenblut, wie kühn du
glühst!
Wie gleicht der Sonn’ im
Scheiden
ihr beiden!
3. Ich denke hoher Ehren,
sturmlust’ger Jugendzeit,
da wir mit scharfen Speeren
hinjauchzten in den Streit.
Dietleins Deutsches Lesebuch. Mtttelsch. IV.
Nachtgesang.
Hei Schildgekrach im Sachsen¬
krieg!
Auf unsern Bannern saß der
Sieg,
als wir die ersten Narben
erwarben.
4. Mein grünes Heimatleben,
wie tauchst du mir empor!
Des Schwarzwalds Wipfel
weben
herüber an mein Ohr:
So säuselt’s in der Rebenflur,
so braust der Rhein, darauf ich
fuhr
mit meinem Lieb zu zweien
im Maien.
5. O Minne wundersüße,
du Rosenhag in Blust,
ich grüße dich, ich grüße
dich heut’ aus tiefster Brust!
Du roter Mund, gedenk’ ich dein,
es macht mich stark wie firner
Wein,
das sollen Heunenwunden
bekunden.
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