3. Denn wenn sie selbst, im Sturm des Feindes, Wunden
Erbeuteten, so habt ihr mit dem Kleide
Bon euren Schultern ihnen sie verbunden;
4. Und wenn der Freiheit Tempel ans dem Leide
Neu steigt durch sie, so soll's die Welt erkunden,
Daß, ihn zu schmücken, ihr gabt eu'r Geschmeide.
3. Oie Gräber zu Ottensen.
Erstes Grab.
1. Zu Ottensen auf der Wiese
Ist eine gemeinsame Gruft;
So traurig ist keine wie diese
Wohl unter des Himmels Luft.
2. Darinnen liegt begraben
Ein ganzes Volksgeschlecht,
Väter, Mütter, Brüder, Töchter,
Kinder, Knaben,
Zusammen Herr und Knecht.
3. Die rufen Weh zum Himmel
Aus ihrer stummen Gruft
Und werden's rufen zum Himmel,
Wenn die Drommet' einst ruft.
4. „Wir haben gewöhnet in Frieden
Zu Hamburg in der Stadt,
Bis uns daraus vertrieben
Ein fremder Wütrich hat.
5. Er hat uns ausgestoßen
Im Winter zur Stadt hinaus,
Die hungernden, nackenden, bloßen;
Wo finden wir Dach und Haus?
6. Wo finden wir Kost und Kleider,
Wir zwanzigtausend an Zahl? —
Die andern schleppten sich weiter,
Wir blieben hier zumal.
7. Die andern nahmen die Briten,
Und andre die Dänen auf;
Wir brachten mit müden Schritten
Bis hieher unsren Lauf.
8. Wir konnten nicht weiter keuchen,
Erschöpft war unsere Kraft:
Frost, Hunger, Elend und Seuchen,
Sie haben uns hingerafft.
9. Ein ungeheuerer Knäuel,
Zwölfhundert oder mehr —
Es zieht sich über den Greuel
(Sin dünner Rasen her.
10. Der deckt nun unsre Blöße,
Ein Obdach er uns gab:
Man merkt des Jammers Größe
Nicht an dem kleinen Grab."
Zweites Grab.
1. Zu Ottensen an der Mauer
Der Kirch' ist noch ein Grab,
Darin des Lebens Trauer
Ein Held gelegt hat ab.
2. Geschrieben ist der Namen
Nicht auf den Leichenstein;
Doch er samt seinem Samen
Wird nie vergessen sein.
3. Von Braunschweig ist's der Alte,
Karl Wilhelm Ferdinand,
Der vor des Hirnes Spalte
Hier Ruh' im Grabe fand.
4. Der Lorbeerkranz entblättert,
Den auf dem Haupt er trug.
Die Stirn vom Schlag zerschmettert,
Der ihn bei Jena schlug;