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Da schob die Wissenschaft die Brille, die sie bekanntlich ans der Nase
trägt, hinauf auf die Stirn, starrte den Bittstellern mit ihren kurzsichtigen
Augen vornehm unter die Nase und antwortete:
„Ja, Leutchen, da kann ich euch auch uicht helfen. Ich habe die
Brandchronika fleißig beobachtet und gefunden, daß von taufend Häusern
alle Jahre eins brennt. Das ist wie ein Naturgesetz, und gegen ein
Naturgesetz hilft kein Zappeln."
Da wollten die Leute betrübt wieder abziehen. Einer aber war unter
ihnen, ein ganz gescheiter, der schrie fröhlich:
„Zappeln hilft freilich nicht, aber Verstand. Wenn von tausend
Häusern eins abbrennt im Jahr, und das Haus kostet tausend Mark, so
tun wir uns immer zu je tausend Bauern zusammen und zahlen jeder
eine Mark. Davon bauen wir dem, den's trifft, sein niedergebranntes
Haus wieder auf, und er hat keinen Schaden davon."
Der Pfiffikus ging hin und gründete die erste Brandschaden-Kasse,
und unsere heutigen Feuerversicherungs-Anstalten sind wesentlich ganz das¬
selbe, was jene erste Kasse war, mögen ihre Policen noch so verzwickt und
gelehrt aussehen.
Als einmal das Prinzip gefunden war, ging die Sache von selbst
weiter. Man fand, daß von so und so vielen Feldern immer eins ver¬
hagelt. Von dem Ertrage jedes Feldes muß also eine bestimmte Kleinig¬
keit abgegeben werden, um den verlorenen Ertrag des zusammengeschlagenen
Ackers zu ersetzen. Mit der Einsammlung dieser Hagel-,,Prämien" und
der Auszahlung der Hagel-„Schäden" befassen sich die Hagelversicherungs¬
Gesellschaften. Von so und so viel Kühen, Ochsen, Kälbern, Schweinen
verendet ein Stück. Der Schaden würde den Besitzer dieses teuren
Hauptes schwer treffen, wenn für den Viehtod nicht ein Kraut gewachsen
wäre, das Kräutlein: Viehversichernng.
Von einer bestimmten Anzahl Schiffe, die in See stechen, wird nach
den statistischen Erfahrungen ganz sicher eins scheitern. Man weiß nur
nicht, welches. Es haben sich daher Transport-Versicherungsanstalten ge¬
bildet, die von jedem auslaufenden Schiffe eine kleine Steuer in Prozenten
des Ladungswertes erheben, um dem Eigentümer das untergehende Schiff
und die Ladung ersetzen zu können. Die Transport-Versicherung dehnt
ihre Tätigkeit aber auch auf die Versicherung der Wertsendungen aus, die
der Post übergeben werden. Von solchen Sendungen erhebt der Staat
ein ziemlich hohes Porto, das den Kaufmann oder die Bank, die viele
derartige Sendungen zu verschicken haben, schwer belasten würde. Wenn
man daher zehntausend Mark Wertpapiere in ein Paket tut oder zwanzig¬
tausend, deklariert man nur hundert, um dem teuren Päckchen die genaue
Behandlung der Wertsendungen zu sichern, den Rest versichert man. Das
kommt billiger und ist ebenso gut.