Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

358 
Da schob die Wissenschaft die Brille, die sie bekanntlich ans der Nase 
trägt, hinauf auf die Stirn, starrte den Bittstellern mit ihren kurzsichtigen 
Augen vornehm unter die Nase und antwortete: 
„Ja, Leutchen, da kann ich euch auch uicht helfen. Ich habe die 
Brandchronika fleißig beobachtet und gefunden, daß von taufend Häusern 
alle Jahre eins brennt. Das ist wie ein Naturgesetz, und gegen ein 
Naturgesetz hilft kein Zappeln." 
Da wollten die Leute betrübt wieder abziehen. Einer aber war unter 
ihnen, ein ganz gescheiter, der schrie fröhlich: 
„Zappeln hilft freilich nicht, aber Verstand. Wenn von tausend 
Häusern eins abbrennt im Jahr, und das Haus kostet tausend Mark, so 
tun wir uns immer zu je tausend Bauern zusammen und zahlen jeder 
eine Mark. Davon bauen wir dem, den's trifft, sein niedergebranntes 
Haus wieder auf, und er hat keinen Schaden davon." 
Der Pfiffikus ging hin und gründete die erste Brandschaden-Kasse, 
und unsere heutigen Feuerversicherungs-Anstalten sind wesentlich ganz das¬ 
selbe, was jene erste Kasse war, mögen ihre Policen noch so verzwickt und 
gelehrt aussehen. 
Als einmal das Prinzip gefunden war, ging die Sache von selbst 
weiter. Man fand, daß von so und so vielen Feldern immer eins ver¬ 
hagelt. Von dem Ertrage jedes Feldes muß also eine bestimmte Kleinig¬ 
keit abgegeben werden, um den verlorenen Ertrag des zusammengeschlagenen 
Ackers zu ersetzen. Mit der Einsammlung dieser Hagel-,,Prämien" und 
der Auszahlung der Hagel-„Schäden" befassen sich die Hagelversicherungs¬ 
Gesellschaften. Von so und so viel Kühen, Ochsen, Kälbern, Schweinen 
verendet ein Stück. Der Schaden würde den Besitzer dieses teuren 
Hauptes schwer treffen, wenn für den Viehtod nicht ein Kraut gewachsen 
wäre, das Kräutlein: Viehversichernng. 
Von einer bestimmten Anzahl Schiffe, die in See stechen, wird nach 
den statistischen Erfahrungen ganz sicher eins scheitern. Man weiß nur 
nicht, welches. Es haben sich daher Transport-Versicherungsanstalten ge¬ 
bildet, die von jedem auslaufenden Schiffe eine kleine Steuer in Prozenten 
des Ladungswertes erheben, um dem Eigentümer das untergehende Schiff 
und die Ladung ersetzen zu können. Die Transport-Versicherung dehnt 
ihre Tätigkeit aber auch auf die Versicherung der Wertsendungen aus, die 
der Post übergeben werden. Von solchen Sendungen erhebt der Staat 
ein ziemlich hohes Porto, das den Kaufmann oder die Bank, die viele 
derartige Sendungen zu verschicken haben, schwer belasten würde. Wenn 
man daher zehntausend Mark Wertpapiere in ein Paket tut oder zwanzig¬ 
tausend, deklariert man nur hundert, um dem teuren Päckchen die genaue 
Behandlung der Wertsendungen zu sichern, den Rest versichert man. Das 
kommt billiger und ist ebenso gut.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.