Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

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den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar-le-Duc nachjagten, 
in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben 
mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke 
und den französischen Generälen über die abzuschließende Capitulation 
verhandelt hatte, weckte mich der General Reiile, den ich kenne, um mir 
zu sagen, daß Napoleon mich zu sprechen wünschte. Ich ritt unge- 
gewaschen und ungefrühstückt gegen Seckan, fand den Kaiser im offenen 
Wagen mit 3 Adjutanten und 3 zu Pferde daneben auf der Landstraße 
vor Sedan haltend. Ich saß ab, grüßte ihn ebenso höflich wie in den 
Tuilerien und fragte nach seinen Befehlen. Er wünschte, den König zu 
sehen; ich sagte ihm der Wahrheit gemäß, daß Se. Majestät 3 Meilen 
davon, an dem Orte, wo ich jetzt schreibe, sein Quartier habe. Auf N.§ 
Frage, wohin er sich begeben solle, bot ich ihm, da ich der Gegend 
unkundig, mein Quartier in Donchery an, einem kleinen Ort an der 
Maas, dicht bei Sedan; er nahm es an und fuhr, von seinen 6 Fran¬ 
zosen, von mir und von Carl, der mir inzwischen nachgeritten war, 
geleitet, durch den einsamen Morgen nach unsrer Seite zu. Vor dem 
Ort wurde es ihm leid, wegen der möglichen Menschenmenge, und er 
fragte mich, ob er in einem einsamen Arbeiterhause am Wege absteigen 
könne; ich ließ es besehen durch Carl, der meldete, es sei ärmlich und 
unrein; „N’importe,“ meinte N., und ich stieg mit ihm eine gebrechliche, 
enge Stiege hinauf. In einer Kammer von 10 Fuß Gevierte, mit 
einem fichtnen Tische und zwei Binsenstühlen, saßen wir eine Stunde, 
die andern waren unten. Ein gewaltiger Contrast mit unserm letzten 
Beisammensein, 67 in den Tuilerien. Unsere Unterhaltung war schwierig, 
wenn ich nicht Dinge berühren wollte, die den von Gottes gewaltiger 
Hand Niedergeworfenen schmerzlich berühren mußten. Ich hatte durch 
Carl Offiziere aus der Stadt holen und Moltke bitten lassen zu kommen. 
Wir schickten dann einen der ersten auf Recognoscierung und entdeckten 
*/2 Meile davon in Bresnois ein kleines Schloß mit Park. Dorthin 
geleitete ich ihn mit einer inzwischen herangeholten Eskorte vom Leib- 
Kür.-Regt., und dort schlossen wir mit dem französ. Obergeneral Wimpffen 
die Kapitulation, vermöge deren 40- bis 60000 Franzosen, genauer 
weiß ich es noch nicht, mit allem, was sie haben, unsre Gefangnen wurden. 
Der vor- und gestrige Tag kosten Frankreich 100000 Mann und einen 
Kaiser. Heut früh ging letzterer mit allen seinen Hoflenten, Pferden und 
Wagen nach Wilhelmshöhe bei Kassel ab. 
Es ist ein weltgeschichtliches Ereignis, ein Sieg, für den wir Gott 
dem Herrn in Demut danken wollen, und der den Krieg entscheidet, wenn 
wir auch letztern gegen das kaiserlose Frankreich noch fortführen müssen.
	        
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