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schritten wurden, die Vereinigung der preußischen Heere. Überall waren die
Österreicher zurückgeworfen worden. Benedek hatte seine gesamte Macht in
sehr starker Verteidigungsstellung bei Königgrätz (Sadowa) zusammen¬
gezogen. Dort wurde am 3. Juli die Entscheidungsschlacht geschlagen.
Schwer war das Ringen (Kampf um den Swipwald), und langsam nur
drangen die Preußen vor, da sie Stunden lang in erheblicher Minderzahl
waren. Die Armee des Kronprinzen mußte erst auf weitem und mühsamem
Marsche herangezogen werden. Aber sie erschien zur rechten Zeit auf dem
Platze und die Entscheidung fiel vollständig zu gmisten der Preußen aus. Mit
„affenartiger Geschwindigkeit" wurde die Verfolgung des geschlagenen
Heeres fortgesetzt. Es kam nur noch zu den Gefechten bei Pobitschau in
Mähren und bei Blumenau bei Preßburg. Schon standen die Sieger in der
nächsten Nähe von Wien: da mußte das letztgenannte Gesecht abgebrochen
werden, denn der Waffenstillstand zu Nikolsburg war am 22. Juli ab¬
geschlossen worden. Dort wurde auch der Präliminarfriede unterzeichnet,
welcher dem Kriege ein Ende machte.
Auch auf dem südwestlichen Kriegsschauplatz kämpfte die Mainarmee
tapfer und glücklich. Dort hatte General Vogel von Falckenstein und unter
ihm Mauteuffel, der später das Oberkommando dieses Heeres erhielt,
v. Göben u. a. die Führung. In starker Überlegenheit standen die Preußen
zwei aus verschiedenen Kontingenten deutscher Bundesstaaten unter den
Prinzen Karl von Baiern und Alexander von Heffen-Darmstadt gebildeten
Heeren gegenüber. Deutlich zeigte sich auch hier die Überlegenheit der
preußischen Heereszucht und Heeresleitung. Durch schnelles und entschlossenes
Handeln gelang es, die Vereinigung der beiden Heere zu hindern, sie in den
Gefechten von Kissingen und Aschaffenburg einzeln zu besiegen und sich der
Stadt Frankfurt a. M. zu bemächtigen, welche dann empfindlich gebrand-
fchatzt wurde. Der Waffenstillstand von Nikolsburg beendete auch diese
Kämpfe.
Nicht so günstig für die Verbündeten (Italien und Preußen) war der
Verlauf des Krieges in Italien. Dort besiegte der österreichische Ober¬
feldherr, Erzherzog Albrecht, das weit überlegene italienische Heer bei
Custozza, wo schon 1848 (s. Seite 264) eine Schlacht gewesen war.
Als die Österreicher aber nach der Schlacht von Königgrätz ihre gesamte
Kriegsmacht zur Abwehr der Preußen und zum Schutze von Wien nötig
hatten, trat Franz Joseph Venezien an Napoleon ab (s. Seite 269), um
diesen zu gewinnen. Es war zu spät. Die Preußen standen eher vor Wien,
als sich die Vereinigung der österreichischen Heereskörper zu einem Heere
ausführen ließ. Noch siegte die österreichische Flotte über die italienische an der