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2. Die weiße bleibn achtsrote»
1. Wenn über Wege, tief beschneit,
Der Schlitten lustig rennt,
Im Spätjahr in der Dämmerzeit,
Die Wochen im Advent,
Wenn aus dem Schnee das junge Reh
Sich Kräuter sucht und Moose,
Blüht unverdorrt im Frost noch fort
Die weiße Weihnachtsrose.
2. Kein Blümchen sonst auf weiter Flur;
In ihrem Dornentleid
Nur sie, die niedre Distel nur
Trotzt allem Winterleid;
Das macht, sie will erwarten still.
Bis sich die Sonne wendet,
Damit sie weiß, daß Schnee und Eis
Auch diesmal wieder endet.
3. Doch ist's geschehn, nimmt fühlbar kaum
Der Nächte Dunkel ab.
Dann sinkt mit einem Hoffnungstraum
Auch sie zurück ins Grab.
Nun schläft sie gern, sie hat von fern
Des Frühlings Gruß vernommen,
Und, o wie bald! wird glanzumwallt
Er sie zu wecken kommen!
3. Heimkehr.
1. In meine Heimat kam ich wieder.
Es war die alte Heimat noch.
Dieselbe Luft, dieselben Lieder,
Und alles war ein andres doch.
2. Die Welle rauschte wie vorzeiten.
Am Waldweg sprang wie sonst das Reh;
Bon fern erklang ein Abendläuten,
Die Berge glänzten aus dem See.
3. Doch vor dem Haus, wo uns vor Jahren
Die Mutter stets empfing, dort sah
Ich fremde Menschen fremd gebaren;
Wie weh, wie weh mir da geschah!