Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

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32. Heinrich der Löwe. 
(Herzog von Sachsen 1142—1180, von Bayern 1156—1180, f 1195.) 
Die Brüder Grimm. Deutsche Sagen. Berlin. 1816—18. Nicolaische Buchh. II. 8. 241. 
Zu Braunschweig steht aus Erz gegossen das Denkmal eines Helden, 
zu dessen Füßen ein Löwe liegt; auch hängt im Dom daselbst eines 
Dreisen Klaue. Davon lautet folgende Sage: Vor Zeiten zog Herzog 
Heinrich, der edle Welf, nach Abenteuern aus. Als er in einem Schiffe 
das wilde Meer befuhr, erhob sich ein heftiger Sturm und verschlug 
den Herzog; lange Tage und Nächte irrte er, ohne Land zu finden. Bald 
fing den Reisenden die Speise an auszugehen, und der Hunger quälte 
sie schrecklich, so daß viele des Hungers starben. Zuletzt war bloß 
der Herzog mit einem einzigen Knechte noch auf dem ganzen Schiffe 
lebendig, und der schreckliche Hunger hielt nicht stille. Da sprach der 
Knecht: „Wenn alles verloren ist, so hab’ ich noch ein andres ausge¬ 
sonnen; ich will Euch in einen ledernen Sack einnähen, wartet dann, 
Was geschehen wird.“ Der Herzog gab seinen Willen dazu; der Knecht 
nahm die Haut eines Ochsen, den sie vordem auf dem Schiffe gespeist 
hatten, wickelte den Herzog darein und nähte sie zusammen; doch hatte 
er sein Schwert neben ihn mit hinein gesteckt. Nicht lange, so kam 
der Vogel Greif geflogen, faßte den ledernen Sack in die Klauen und 
trug ihn durch die Lüfte über das weite Meer bis in sein Nest. Als 
der Vogel dieses bewerkstelligt hatte, sann er auf einen neuen Fang, 
ließ die Haut liegen und flog wieder ans. Mittlerweile faßte Herzog 
Heinrich das Schwert und zerschnitt die Nähte des Sackes; als die jungen 
Greifen den lebendigen Menschen erblickten, fielen sie gierig und mit 
Geschrei über ihn her. Der teure Held wehrte sich tapfer und schlug 
sie sämtlich zu Tode. Als er sich aus dieser Not befreit sah, schnitt 
er eine Greifenklaue ab, die er zum Andenken mit sich nahm, stieg aus 
dem Neste den hohen Baum hernieder und befand sich in einem weiten, 
wilden Wald. In diesem Walde ging der Herzog eine gute Weile fort; 
da sah er einen fürchterlichen Lindwurm wider einen Löwen streiten, 
Und der Löwe schwebte in großer Not zu unterliegen. Weil aber der 
Löwe insgemein für ein edles und treues Tier gehalten wird, und der 
Wurm für ein böses, giftiges, säumte der Herzog Heinrich nicht, sondern 
sprang dem Löwen mit seiner Hilfe bei. Der Lindwurm schrie, daß es 
durch den Wald erscholl, und wehrte sich lange Zeit; endlich gelang 
es dem Helden, ihn mit seinem guten Schwerte zu töten. Hierauf nahte 
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