8. Und eh' ihm noch das Wort entfallen,
da sieht man's von den Schiffen wallen,
und tausend Stimmen rusen: „Sieg!
Von Feindesnot sind wir befreiet,
die Kreter hat der Sturm zerstreuet,
vorbei, geendet ist der Krieg!"
9. Das hört der Gastfreund mit Entsetzen.
„Fürwahr/ich muß dich glücklich schätzen!
Doch," spricht er, „zittr' ich für dein Heil:
mir grauet vor der Götter Neide;
des Lebens ungemischte Freude
ward keinem Irdischen zuteil.
10. Auch mir ist alles wohl geraten,
bei allen meinen Herrschertaten
begleitet' mich des Himmels Huld;
doch hatt' ich einen teuren Erben,
den nahm mir Gott, ich sah ihn sterben,
dem Glück bezahlt' ich meine Schuld.
11. Drum, willst du dich vor Leid bewahren,
so flehe zu den Unsichtbaren,
daß sie zum Glück den Schmerz verleihn.
Noch keinen sah ich fröhlich enden,
auf den mit immer vollen Händen
die Götter ihre Gaben streun.
12. Und wenn's die Götter nicht gewähren,
so acht' auf eines Freundes Lehren,
und rufe selbst das Unglück her, —
und was von allen deinen Schätzen
dein Herz am höchsten mag ergötzen,
das nimm und wirf's in dieses Meer!"
13. Und jener spricht, von Furcht beweget:
„Von allem, was die Insel heget,
ist dieser Ring mein höchstes Gut.
Ihn will ich den Erinnyen weihen,
ob sie mein Glück mir dann verzeihen!"
Und wirft das Kleinod in die Flut.
14. Und bei des nächsten Morgens Lichte,
da tritt mit fröhlichem Gesichte
ein Fischer vor den Fürsten hin:
Lesebuch für Mädchen-Mittelschulen. V.
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