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fähigen Form eines preußisch-deutschen Bundesstaates, als eines in
sich gleichartigen Ganzen, auf die allererfolgreichste Weise, nämlich durch
greifbare Tatsachen, vorgearbeitet wurde.
(Aus „Deutsche Volks- und Kulturgeschichte".)
180. Die ersten Eisenbahnen.
Von Heinrich von Treitschke.
Erst die Eisenbahnen rissen die Nationen aus ihrem wirt¬
schaftlichen Stilleben. Sie vollendeten erst, was der Zollverein
nur begonnen hatte. Sie griffen in alle Lebensgewohnheiten so
gewaltig ein, daß Deutschland schon in den vierziger Jahren einen
völlig veränderten Anblick darbot, und immer wird es eine frohe
Erinnerung unseres Volkes bleiben, wie rasch, tatkräftig, ent¬
schlossen dies arme, politisch zersplitterte Geschlecht sich der
weitumgestaltenden neuen Erfindung bemächtigte.
Mit feuriger Begeisterung, wie er jeden neuen Gedanken er¬
griff, wendete sich König Ludwig von Bayern den Eisenbahn¬
plänen zu. Er besaß an dem Bergrat Joseph von Baader, dem
Bruder des Philosophen, einen geistreichen Sachverständigen, der
gern in kühnen Plänen schwelgte und sich selbst den Veteran des
deutschen Eisenbahnwesens nannte. Er ließ sich auch nicht be¬
irren, als sein Obermedizinalkollegium ihm beweglich vorstellte,
der Dampfbetrieb werde bei den Reisenden wie bei den Zuschauern
unfehlbar schwere Gehirnerkrankungen erzeugen, und damit min¬
destens die Zuschauer Schutz fänden, müsse der Bahnkörper mit
einem hohen Bretterzäune umgeben werden. Ludwig sendete seinen
Architekten Klenze nach England, Belgien und Frankreich, damit
er sich über das Eisenbahnwesen unterrichte, und hörte es gern,
wenn ihm Feldmarschall Wrede von einem bayrischen Kriegs¬
bahnnetze sprach, das in der Festung Ingolstadt seinen Mittel¬
punkt finden sollte.
Er erlebte die Genugtuung, daß in seinem Bayern die erste
Dampf bahn eröffnet wurde, die Bahn von Nürnberg nach Fürth,
eine Strecke von einer Meile, die mit Dampf in fünfzehn Minuten,
mit Pferden in fünfzehn bis zwanzig Minuten durchlaufen werden
konnte. Sie war das Werk des wackeren Nürnberger Bürgertums.
Joh. Scharrer brachte das Unternehmen in Gang, Plattner ver¬
schaffte das Aktienkapital von 175000 Gulden, der Ingenieur Paul
Denis leitete den Bau. Die Behörden zeigten sich wenig günstig,
weil sie für den Ludwig-Kanal fürchteten. Die Ansbacher Re-