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glänzender, lockender Sonnenschein durch alle Ritzen, als frage er,
ob denn nun nicht alles fertig sei.
Es wurde eingestiegen. Uns, denen die Mitte zugedacht war,
führte der Graf durch einen schmalen Gang aus der vorderen
5 Gondel unter dem Bauche des Drachen dahin. Der Stuhl war an
einer Aluminiumstange angebunden. Wir saßen wie auf einem
Balkon und warteten des Rauschens und Brausens. Achtung, Luft¬
schiff voran! Es klirrt und klingelt und surrt und brummt, und
das Fabelwesen rutscht zunächst auf irgend welchen Schienen oder
10 Bohlen abwärts, bis wir vor der Halle liegen und alles vom Licht
übergössen um uns herumwogt — die weißen und bunten Kleider
auf den Kähnen, die Köpfe auf den Dampfschiffen, die blauen
Wellen, die Bäume am Ufer, das Königsschloß und die Wolken.
Leise aber hebt sich unser Platz. Wir zwar merken nur, daß alle
15 diese Dinge sich verschieben und sinken. Wie klein die Kähne
sind! Und auch die Schiffe! Und wie groß der See wird, wenn
man höher steigt! Und wie das Land da hinten aufsteigt, grün
und blau, mit Häusern und Kirchen und wunderbarer Ferne! Und
während wir steigen, braust wieder der Zuruf: „Zeppelin hoch!“
20 Wie soll ich nun die Fahrt beschreiben? Sie war so unendlich
einfach, denn alles ging wie von selber. Kein Stoß, kein Rauch.
Etwas Rauch entsteht zwar; aber wir merken nichts davon. Wir sitzen,
als ob wir an hoher Küste über das Meer blicken, nur noch freier
und heller. Ich habe auf manchem hohen Berge gestanden, auf
25 manchem Turm im Inland und Ausland und bin dreimal mit dem
Fesselballon aufgefahren, einmal über Berlin, einmal über Düssel¬
dorf und einmal über Paris. Alles dieses wacht jetzt wieder auf.
So lag auch damals Land, Fluß und Stadt da drunten, so winzig
waren die Gebäude, so wunderbar die Wälder, so duftig blau und
30 silbern die Weite; aber es ist heute doch eine andere Sache, denn
wir steigen nicht einfach in die Höhe, sondern ändern beständig
den Platz. Es scheint zwar, als ob wir in olympischer Ruhe be¬
harren und nur der Erdkreis unter uns sich das Vergnügen macht,
sich in wechselnden Lagen vor uns zu entfalten.
35 Vom ersten Augenblick an war das vollkommenste Gefühl der
Sicherheit vorhanden. Weil wir in der Mitte saßen, fehlte gerade
uns die Beobachtung der mechanischen Vorgänge; aber das hatte
auch seine sehr großen Vorteile, denn so verlor sich der Gedanke
an alles Gemachte, und man lebte einen Traum. Alles sieht dabei
40 so ungewohnt aus, anders geformt und anders beleuchtet. Wahr¬
scheinlich würde der Eindruck viel besser sein, wenn der Himmel
grau und trübe wäre; heute aber hat jedes Ding da unten seinen
Schatten, und meist erscheinen die Schatten dem Auge deutlicher