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wollte er gleichsam zwei Grundlagen für sein Werk schaffen. Die Seg¬
nungen des Friedens sollten ihm dereinst, wenn sein Erzeugnis erst volle
Anerkennung erlangt hatte, große Aufträge auf dem Gebiet des Bahn¬
wesens und des Maschinenbaues bringen — der Krieg und die Vor¬
bereitung für diesen mußten ihm lohnende Arbeit für den Teil seines
Werkes sichern, den er für die Geschützausrüstung der Heere plante.
Wie weit aber war er noch von diesen Zielen entfernt!
Den Gußstahlgeschützen, die Krupp versuchsweise ans eigene Kosten
anfertigte und verschiedenen Staaten zur Prüfung zur Verfügung stellte,
begegnete man mit dem größten Mißtrauen. Man zweifelte allgemein,
daß es gelingen könne, größere Gnßstahlstücke von genügender innerer
Gleichmäßigkeit, wie sie zum Geschützguß erforderlich sind, herzustellen.
Hatte man in England doch schon seit langen Jahrzehnten Gußstahl er¬
zeugt, ohne daß man über die Herstellung von kleinen Gebrauchsgegen¬
ständen hinausgekommen war. Und was dem hochentwickelten englischen
Eisengewerbe nicht möglich gewesen war, sollte dem kleinen Essener Hammer¬
schmied glücken? Das schien unmöglich — auch als Krupp 1847 die
Weltausstellung zu London mit einem von aller Welt angestaunten Gu߬
stahlblock von 2000 kg Gewicht beschickte, wollte der Zweifel nicht weichen.
Glücklicher war Krupp zunächst auf seinem andern Gebiet. 1853
gelang es ihm, nach zahlreichen schwierigen Versuchen, Beschläge für
Eisenbahnwagenrüder, Radreifen aus Gußstahl ohne Schweißung aus
einem Stücke herzustellen — eine Erfindung, durch die die früheren zahl¬
reichen Radreifenbrüche und die dadurch entstehenden Unglücksfälle mit
einem Schlage fast gänzlich beseitigt wurden. Die Ausbeutung dieser
Erfindung gab seinem Werke den ersten mächtigen Aufschwung und gewährte
ihm die Möglichkeit zur Durchführung seiner weiteren Pläne, vor allem
die Mittel zu der unausgesetzt betriebenen Verbesserung seiner Gußstahl¬
geschützrohre.
In Preußen zögerte man bis zum Jahre 1859 mit der Einführung
Kruppscher Gußstahlrohre, und es war schließlich das hohe Verdienst des
damaligen Prinzregenten, unseres späteren großen Kaisers Wilhelm, daß
er die Entscheidung zugunsten Krupps traf: er erkannte in dem Gußstahl¬
hinterlader die Artilleriewaffe der Zukunft, und nichts ist bezeichnender,
als daß er in dem ersten Auftrag für Krupp eigenhändig die Zahl der
hundert bestellten Rohre sofort auf dreihundert abänderte.
Den Erfolg Krupps beweisen am besten Zahlen: mit 4 Arbeitern
hatte er die väterliche Fabrik übernommen, 1860 beschäftigte er deren
1764, und zehn Jahre später fanden über 8000 Arbeiter in seinen Werken
lohnende Tätigkeit. In kaum je geahntem Maße mußte sich von Jahres-
zu Jahreswende auch der äußere Umfang der Fabrik ausdehnen, immer
neue Kohlen- und Erzgruben wurden erworben, inuner neue verbesserte
Maschinen wurden in Betrieb gesetzt, immer mehr wuchs das ganze Unter¬