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i. Die Gräber zu Ottensen»
Erstes
1. Zu Ottensen ans der Wiese
Ist eine gemeinsame Gruft;
Sv traurig ist keine wie diese
Wohl unter des Himmels Luft.
2. Darinnen liegt begraben
Ein ganzes Volksgeschlecht,
Väter, Mütter, Brüder, Töchter,
Kinder, Knaben,
Zusammen Herr und Knecht.
3. Die rufen Weh zum Himmel
Aus ihrer stummen Gruft
Und werden's rufen zum Himmel,
Wenn die Drommet' einst ruft.
4. „Wir haben gewöhnet in Frieden
Zu Hamburg in der Stadt,
Bis uns daraus vertrieben
Ein fremder Wütrich hat.
5. Er hat uns ausgestvßen
Im Winter zur Stadt hiuaus,
Die hungernden, nackenden, bloßen;
Wo finden wir Dach und Haus?
Grab.
6. Wo finden wir Kost und Kleider,
Wir zwanzigtansend an Zahl? —
Die andern schleppten sich weiter,
Wir blieben hier zumal.
7. Die andern nahmen die Briten,
Und andre die Dänen ans;
Wir brachten mit müden Schritten
Bis hieher unsren Sauf.
8. Wir konnten nicht weiter keuchen,
Erschöpft war unsere Kraft:
Frost, Hunger, Elend und Seuchen,
Sie haben uns hingerafft.
9. Ein ungeheuerer Knäuel,
Zwvlfhuudert oder mehr —
Es zieht sich über den Greuel
Ein dünner Rasen her.
10. Der deckt nun unsre Blöße,
Ein Obdach er uns gab:
Man merkt des Jammers Größe
Nicht an dem kleinen Grab."
Zweites Grab.
1. Zu Ottensen an der Mauer
Der Kirch' ist noch ein Grab,
Darin des Lebens Trauer
Ein Held gelegt hat ab.
2. Geschrieben ist der Namen
Nicht auf den Leichenstein;
Doch er samt seinem Samen
Wird nie vergessen sein.
3. Von Braunschweig ist's der Alte,
Karl Wilhelm Ferdinand,
'Der vor des Hirnes Spalte
Hier Ruh' im Grabe fand.
4. Der Lorbeerkranz- entblättert,
Den auf dem Haupt er trug.
Die Stirn vom Schlag zerschmettert,
Der ihn bei Jena schlug;
5. Nicht, wo er war geboren,
Hat dürfen sterben er:
Von seines Brnunschweigs Toren
Kam irrend er hierher;
6. Umirrend mit den Scherben
Des Haupts von Land zu Land,
Das, eh' es konnte sterben,
Erst allen Schmerz empfand;
7. Das erst noch ninßte denken
Der Zukunft lange Not,
Eh' es sich durfte senken
Beschwichtigt in den Tod.
8. Jetzt hat sich's hier gesenket,
Doch hebt sich's, wie man glaubt,
Noch aus der Gruft und denket,
Das alte Feldherrnhanpt.