2. Das Sal^dablutmr Cutttcbloß* von r. sucx.
Nach Chr. Sass und Th. Voges.
Unweit der Stadt Wolfenbüttel, südöstlich von Braunschweig, liegt in
fruchtbarer Landschaft Salzdahlum. Der Ort verdankt seinen Namen
einem bedeutenden Salzwerke, das bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts
hier im Betriebe war. Schon 888 wird in einer Chronik dieses Salz¬
werk erwähnt. Aber nicht das Salzwerk, sondern das Lustschloß, das
einst den Ort zierte, ist der Grund, weshalb jedem Brmmschweiger der
Name Salzdahlum geläufig ist. Der hochgebildete und kunstsinnige Herzog
Anton Ulrich, der in Salzdahlum am liebsten weilte, ließ hier in den
Jahren 1690 bis 1694 ein Schloß errichten, das bis zur westfälischen
Zeit bestanden hat. Der Baumeister Hermann Korb schuf einen im
französischen Geschmack der damaligen Zeit gehaltenen Bau, der für den
Herzog das werden sollte, was Herrenhausen für Hannover war. Die
berühmtesten Fachleute, Baumeister, Maler und Gartenkünstler ließ der
Herzog kommen, damit nichts versäumt werde, das Schloß so kunstvoll
als möglich zu gestalten. Was der Baumeister Korb auf seinen Studien-
fahrten nach Versailles und Fontainebleau gesehen, das mußte in Salz¬
dahlum verwirklicht werden. Das Holz zum Schloßbau entnahm man
den nahen Waldungen, Mauersteine lieferten die Braunschweiger Höhen-
züge Elm und Asse. Blankenburg und Nordhausen mußten von ihren
Alabasterschätzen zu dem Kunstbau beisteuern. Teiche und Grotten,
herrliche Blumenbeete und weite Rasenplätze wurden angelegt. An den
Hecken und Baumalleen zogen sich Bildsäulen in langen Gruppen hin.
Für Lauben und lauschige Plätze ward hinreichend gesorgt. Dem glän¬
zenden äußeren Ban entsprach die innere Einrichtung. Kostbare Teppiche
schmückten die Wände, kunstvolles Porzellan zierte die Tafeln, und Bilder
von Rafael, Tizian, Rubens und Rembrandt erfreuten das Auge. Sv
entfaltete Salzdahlum eine Pracht, daß es in der Folge für Künstler und
Kunstfreunde ein wahrer Wallfahrtsort wurde. Wenn man den Schilderungen
der Zeitgenossen Glauben schenken darf, so machte das Schloß mit seinen
Anbauten und Anlagen einen geradezu feenhaften Eindruck. So schön¬
heitsfreudig die Anlage des Lustschlosses war, so gestaltete sich nach
Vollendung des Baues das Leben, das sich hier abspielte. Gartenfeste
tlnd fröhliche Liederspiele wurden abgehalten. Prunkvolle Familienfeste
von politischer Bedeutung sind in Salzdahlum des öfteren gefeiert worden.
So im Jahre 1733. Es war an einem schönen Junitage dieses Jahres,
als in der Schloßkapelle die Trauung des Kronprinzen von Preußen, des
nachmaligen Friedrich II., mit der braunschweigischen Prinzessin Elisabeth
Christine vollzogen wurde. Unter Trompetenschall und Kanonendonner
begab sich eine glänzende Gesellschaft von Fürstlichkeiten in den prunk¬
vollen Andienzsaal, um dem sttngen fürstlichen Paar ihre Glückwünsche