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7. Das erst noch mußte denken
Der Zukunft lange Not.
Eh' es sich durfte senken
Beschwichtigt in den Tod.
8. Jetzt hat sich's hier gesenket,
Doch hebt sich's, wie man glaubt,
Noch aus der Gruft und denket.
Das alte Feldherrnhaupt.
9. Da sieht es die Befreiung
Nun wohl auf deutscher Flur,
Doch auch von der Entweihung
Die unvertilgte Spur.
10. Da sieht es der Zwölshundert
Grabstätte sich so nah
Und ruft wohl aus verwundert:
„Ein Feldherr ward ich ja!
11. O Feldherrnamt, wie grausend!
Um mich, den Feldherrn, Her-
Gelagert sind die Tausend,
Ein großes Schmerzensheer.
Drilles
1. Zu Ottensen, von Linden
Beschattet, auf dem Plan
Ist noch ein Grab zu finden,
Dem soll, wer trauert, nahn.
2. Dort in der Linden Schauer-
Soll lesen er am Stein
Die Inschrift, daß die Trauer
Ihm mag gelindert sein.
3. Mit seiner Gattin lieget
Und ihrem Sohne dort
Ein Sänger, der besieget
Den Tod hat durch ein Wort.
12. Euch hat auf andern Pfaden,
Und doch aus gleichem Grund,
Der Tod hieher geladen,
Ihr seid mit mir im Bund.
13. Daß ohne Totenhemde
Ihr auf den Gräbern sitzt,
Das schmerzt mich, weil der Fremde
Noch geht in Purpur itzt.
14. Ist keiner mehr am Leben,
Den Purpur auszuziehn
Dem Fremden und zu geben
Euch nackten Toten ihn?
15. Mit seinen dunklen Schützen
Der Oels, mein wackrer Sohn,
Der könnte wohl euch nützen;
Doch fiel auch der nun schon.
16. Jetzt kann ich keinen nennen.
Da ihn der Tod geraubt;
Und schmerzlich fühl' ich brennen
Die Spalt' in meinem Haupt."
Grab.
4. Es ist der fromme Sänger,
Der sang des Heilands Sieg,
Zu dem er, ein Empfänger
Der Palm', im Tod entstieg.
5. Es ist derselbe Sänger,
Der auch die Hermannsschlacht
Sang, eh' vom neuen Dränger-
Geknickt war Deutschlands Macht.
6. Ich hoffe, daß in Frieden
Er ruht indes in Gott,
Nicht sah bei uns hienieden
Des Feinds Gewalt und Spott.