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Ebenso interessant ist es, wenn man Vorgänge, die sich sehr
langsam vollziehen, in längeren Zwischenräumen aufnimmt und
dann diese Aufnahmen schnell hintereinander durch den Kinemato—
graphen vorführt. So kann man beispielsweise täglich eine wach—
sende Bohne photographieren und dann ihr Emporranken an der
Stange, ihr Blühen, Reifen und Absterben in eine Minute zusammen—
drãngen.
7. Wie es nach Professor Helmholtz Töne gibt und eine Musik
denkbar ist, die das menschliche Ohr nicht mehr zu hören vermag,
weil sie jenseit der Grenzen unsrer Hörfähigkeit liegt, so gibt es
auch sonst noch Dinge in der Welt, die wir mit unsern Sinnen nicht
mehr wahrzunehmen vermögen, die aber dennoch vorhanden sind.
Es fehlt uns für sie ein Sinnesorgan, darum sind sie uns so lange ver-
borgen geblieben. Wie erstaunte man zum Beispiel, als vor meh—
reren Jahren die Nachricht durch die Blätter lief, daß der Bonner
Professor Röntgen bei seinen elektrischen Versuchen Strahlen ent—
deckt habe, die das menschliche Auge nicht sehen kann, deren Wir-
kungen man jedoch unter Anwendung gewisser Apparate und Prä—
parate zu beobachten vermag. Das Eigentümliche dieser Strahlen
besteht namentlich darin, daß sie undurchsichtige Gegenstände
durehdringen können, ohne wie z. B. der durch ein Glasprisma fal-
lencde Sonnenstrahl gebrochen zu werden. Man kann mit Hilfe dieser
Strahlen Gegenstände photographieren, die sich hinter Schlob und
Riegel befinden. Man kann menschliche und tierische Körper mit
ihnen durchleuchten, die Herztätigkeit und andre Lebensvorgänge
beobachten, kurz das Inwendige eines Wesens photographieren,
während man sich bisher immer mit dem Aubern begnügen mubte.
Dabei Zzeigen jedoch die verschiedenen Organe einen ver—
schiedenen Gracd der Durchlässigkeit für die Strahlen. Knochen
erscheinen auf einer mit diesen Strahlen erzeugten Photographie
dunkler als das Herz, dieses wiederum dunkler als die Leber, und
dann folgen Gehirn, Darm, Nieren, Muskeln, Sehnen, Magen und
endlich die Lunge, die auf dem Bilde am hellsten erscheint. Me—
talle lassen die Röntgenstrahlen am wenigsten durch, und zwar sind
dũünne Blättehen der schwereren Metalle, wie Gold, Silber und Blei,
undurehassiger als diesenigen aus den leichteren, also 2. B. dem
Aluminium.
Die Wichtigkeit der neuen Entdeckung beruhnt nun haupt
sächlich in ihrer Anwendung auf die medizinische, speziell die