Full text: [Teil 4 = 8. u. 9. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 4 = 8. u. 9. Schulj, [Schülerbd.])

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Ebenso interessant ist es, wenn man Vorgänge, die sich sehr 
langsam vollziehen, in längeren Zwischenräumen aufnimmt und 
dann diese Aufnahmen schnell hintereinander durch den Kinemato— 
graphen vorführt. So kann man beispielsweise täglich eine wach— 
sende Bohne photographieren und dann ihr Emporranken an der 
Stange, ihr Blühen, Reifen und Absterben in eine Minute zusammen— 
drãngen. 
7. Wie es nach Professor Helmholtz Töne gibt und eine Musik 
denkbar ist, die das menschliche Ohr nicht mehr zu hören vermag, 
weil sie jenseit der Grenzen unsrer Hörfähigkeit liegt, so gibt es 
auch sonst noch Dinge in der Welt, die wir mit unsern Sinnen nicht 
mehr wahrzunehmen vermögen, die aber dennoch vorhanden sind. 
Es fehlt uns für sie ein Sinnesorgan, darum sind sie uns so lange ver- 
borgen geblieben. Wie erstaunte man zum Beispiel, als vor meh— 
reren Jahren die Nachricht durch die Blätter lief, daß der Bonner 
Professor Röntgen bei seinen elektrischen Versuchen Strahlen ent— 
deckt habe, die das menschliche Auge nicht sehen kann, deren Wir- 
kungen man jedoch unter Anwendung gewisser Apparate und Prä— 
parate zu beobachten vermag. Das Eigentümliche dieser Strahlen 
besteht namentlich darin, daß sie undurchsichtige Gegenstände 
durehdringen können, ohne wie z. B. der durch ein Glasprisma fal- 
lencde Sonnenstrahl gebrochen zu werden. Man kann mit Hilfe dieser 
Strahlen Gegenstände photographieren, die sich hinter Schlob und 
Riegel befinden. Man kann menschliche und tierische Körper mit 
ihnen durchleuchten, die Herztätigkeit und andre Lebensvorgänge 
beobachten, kurz das Inwendige eines Wesens photographieren, 
während man sich bisher immer mit dem Aubern begnügen mubte. 
Dabei Zzeigen jedoch die verschiedenen Organe einen ver— 
schiedenen Gracd der Durchlässigkeit für die Strahlen. Knochen 
erscheinen auf einer mit diesen Strahlen erzeugten Photographie 
dunkler als das Herz, dieses wiederum dunkler als die Leber, und 
dann folgen Gehirn, Darm, Nieren, Muskeln, Sehnen, Magen und 
endlich die Lunge, die auf dem Bilde am hellsten erscheint. Me— 
talle lassen die Röntgenstrahlen am wenigsten durch, und zwar sind 
dũünne Blättehen der schwereren Metalle, wie Gold, Silber und Blei, 
undurehassiger als diesenigen aus den leichteren, also 2. B. dem 
Aluminium. 
Die Wichtigkeit der neuen Entdeckung beruhnt nun haupt 
sächlich in ihrer Anwendung auf die medizinische, speziell die
	        
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