Full text: [Teil 4 = 8. u. 9. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 4 = 8. u. 9. Schulj, [Schülerbd.])

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Hatten sie nicht ihre Kaiser gehabt, die Kaiser jenseits der Berge — 
die Kaiser mit dem zweiköpfigen Adler im Wappen? . . . Allerdängs — 
der Adler besab nur ein Herz, aber zwei Schnäbel, und das Herz hatte 
er allezeit den Landen im Süden zugewandt und für die Schlesier zumeist 
nur einen der scharfen Schnäbel übriggehabte.. 
3. Und der Alte kam aus dem Sinnen ins Lräumen. Er sah den 
doppelkõpfigen Adler über dem Lande schweben und sah von Norden 
her einen königlichen jungen Aar heranziehen, sah die beiden gegen- 
einander stoben, dab die Federn über das Land stoben und es aus den 
Lüften rauschte, wie wenn der Sturmwind sich in flatternde Fahnen 
wirft. Und dann wich der Zweiköpfige gen Süden von dannen. Der 
Alte erwachte und konnte es sich nicht deuten. Er wubte nicht, daß 
am selben Silvestertage am hellen Mittag unten zu Breslau blaue Husaren 
auf leuchtenden Schimmeln um die VWälle gesprengt waren und den 
Wachen ein übermütiges »Grübß Gott, Kamerad!« zugerufen hatten. 
Er wubte nicht, dab die blauen Husaren zu dem Heere gehörten, das der 
junge Preubenkönig in den beiden letzten Jahreswochen ins Land ge- 
führt hatte. 
Das wubte er nicht, und doch war es 50. König PFriedrich war ge- 
kommen! KRönig EFriedrich stand vor Breslau! 
Richard Müller. WWas die Heimat gah.) 
216. Huldigung der schlesischen Stände vor König 
Friedrich II. von Preußen in Breslau 1741. 
u Breslau waren im Rathaussaal 
die schlesischen Herren versammelt zumal, 
nach langem Zögern, nach langem Streit 
König Friedrich zu schwören den Huldigungseid. 
Doch wie nun der erste zu schwören begehrt, 
da siehe, da fehlte das Reiches-Schwert. 
Und ein Flüstern und Fragen und Raunen begann;: 
„Worauf sollen wir schwören, was fangen wir an?“ 
Wönig Friedrich selber, der Kriegsgott der Schlacht, 
0 hat schweigend geschaut und heimlich gelacht, 
als er sah der gepuderten Häupter Gewirr 
und vernahm der verlegenen Stimmen Geschwirr. 
Doch als er nicht Rat und nicht Ende ersah, 
aus der Scheide riß er den Degen da: 
„Was Reiches-Apfel und Reiches-Schwert! 
Der Degen von Mollwitz ist gleich viel wert.
	        
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