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Krankheit und im Alter zu sorgen. Es war ihm eine heilige Auf—
gabe, zu helfen, daß die Bedingungen der Arbeit so gestaltet würden,
dab Unfalle und Krankheit möglichst von ihm ferngehalten, Gesund-
heit und Arbeitskraft inm möglichst lange erhalten werden. Unter
seiner Regierung sind die wohltätigen Gesetze entstanden, welche
die Tagesarbeit auf eine geringere Stundenzahl beschränken, die
Kinder und Frauen von gesundheitschädigender Arbeit fernhalten
und dem Arbeiter die Sonntagsruhe oder, wo dies der Betrieb unmög-
lich macht, einen freien Tag in der Woche sichern. Besondere
Beamte, die Gewerbeinspektoren und Gewerberäte, wachen darũber,
dab diese Gesetze auch wirklich zur Durchführung kommen. Sie
achten streng darauf, daß die Arbeitsräume mit Lüftungseinrich—
tungen, daß Maschinen, deren Bedienung den Arbeiter gefährdet,
mit Schutzvorrichtungen versehen sind. Freilich soll der Arbeiter
nicht vergessen, dabß auch die beste staatliche Fürsorge ihm allein
nicht zu helfen vermag, wenn er es nicht versteht, die Quellen der
Selbsthilsfe in sich zu erschlieben. Wer in Zeiten guten Verdienstes
nicht einen Spargroschen zurücklegt für die mageren Jahre; wem
nicht eine wirtschaftliche Frau den Haushalt führt; wer ohne
einen Heller in der Tasche einen Hausstand begründet; wer seine
Feierabende und Sonntage im Wirtshause verbringt, anssstatt durch
Gartenbau (Laubenkolonien), VWanderungen und Spiel in Gottes
freier Natur, dureh Turnen und Lesen guter Bucher, die jeder oune
Entgelt aus der Volksbibliothek entleinen kann, Erholung von
einseitiger Fabrikarbeit zu suchen —: den werden auch die besten
Gesetze nicht vor Elend bewahren können.
Adoltf Schroeder-Grunewald. Griginalartikel.)
253. Ein Raiserwort vom Beten.
Das Gebet ist der goldene Schlüssel zu der Schatzkammer unsers
Gottes. Gott der Berr hat in jedes Menschenherz die Gebetsglocke
hineingehängt. Doch im Sonnenschein und Glück des Lebens —
wie oft hängt sie still und stumm! Wenn aber der Sturmwind der
Not hervorbricht, dann hebt sie an zu klingen. Ja, Not lehrt beten!
Kaiser Wilhelm II.
Predigt an Bord der „Hohenzollern“ am 29, Juli 1900 über 2. Mose 17, Vers 11.)