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2 Das Gelct. von h. siele.
Deutsche Bürgerkunde. 2. Auti. Leipzig 1897. 8. 124.
uf den höheren Wirtschaftsstufen, besonders wo die
Arbeitsteilung schon etwas entwickelt ist, bietet ein
einfacher Tauschhandel unüberwindliche Schwierigkeiten.
Viele Güter können nicht, ohne daß man ihren Wert
vermindert oder gar zerstört, geteilt oder auch nur
aufbewahrt werden. Welchen Nutzen muß da eine
Ware bieten, die jedermann zu jeder Zeit angenehm
ist, zumal wenn sie leicht geteilt, fortgetragen und aufbewahrt werden
kann! Eine solche allgemein beliebte Ware, die eben deshalb zu den
verschiedenartigsten Tauschgeschäften angewendet wird (die überall „gilt"),
nennen wir Geld. Geld ist also die jeweilig umlauffähigste Ware) es
ist zugleich Wertmaß und Tauschmittel.
Durch die Einführung des Geldes werden alle Tauschgeschäfte zerlegt
in Kauf und Verkauf. Das Geld erst befördert den Umsatz aller Waren,
macht den Arbeiter freier als beim Naturallohn, erleichtert die Arbeits¬
teilung, die Herstellung von Vorräten und das Sparen und ermöglicht so
das Wachsen des Kapitals.
Als Geld kann man verschiedene Waren benutzen, doch immer
nur solche, die einen allgemein anerkannten wirtschaftlichen Wert haben.
Bei Jägerstämmen dienen Tierfelle als Geld, bei Nomaden das Vieh,
zuweilen auch Salzbarren, Muscheln, Teeziegel n. a.) weit besser
eignen sich die Metalle, und namentlich sind die edlen Metalle schon
seit alter Zeit als Geld beliebt, und zwar das Silber früher als
das Gold.
Die edlen Metalle haben einen Vorzug vor anderen Tauschmitteln,
weil ihr Tauschwert hoch, allgemein anerkannt und fast unveränderlich
ist, sie selbst dauerhaft, völlig gleichartig, leicht formbar und ohne Verlust
bis ins kleinste teilbar sind. Ihre natürliche Seltenheit läßt das Angebot
nicht so sehr schwanken. Weil sie im Verhältnis zu ihrem Werte einen
kleinen Umfang haben, sind sie sehr leicht zu handhaben, fortzutragen
und zu verbergen.
Steigt plötzlich durch Entdeckung von Minen das Angebot des Silbers
oder Goldes, oder wird es nicht so viel verwendet, so sinkt, wie bei jeder
anderen Ware, sein Tauschwert, d. h. seine Kaufkraft vermindert sich,
man kann für dieselbe Summe nicht mehr soviel Waren erhalten als
früher. So erging es tatsächlich dem Silber im 16. Jahrhundert infolge der
Entdeckung Amerikas und noch mehr im 19. Jahrhundert seit der Auf¬
findung der kalifornischen und australischen Goldfelder um 1850. Der
Metallznsluß aus dem neu entdeckten Amerika bewirkte ein Steigen der
Warenpreise um das Doppelte bis Vierfache.