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Aufruf vom 3. Februar hatte Erfolge, welche niemand außer Scharnhorst
für möglich gehalten. Es war der stolzeste Anblick in Scharnhorsts Leben,
als er den König einst in Breslau ans Fenster führte und ihm die
jubelnden Scharen der Freiwilligen zeigte, wie sie in malerischem Gewimmel
zu Fuß, zu Roß, zu Wagen, ein endloser Zug, sich an den alten Giebel¬
häusern des Ringes vorüberdrängten. Dem Könige stürzten die Tränen
aus den Augen. Treu und gewissenhaft hatte er seines schweren Amtes
gewaltet in dieser langen Zeit der Leiden und oftmals richtiger gerechnet
als die Kriegspartei; was ihm fehlte, war der frohe Glaube an die Hin¬
gebung seiner Preußen: jetzt fand er ihn wieder.
Seit dem 17. März traten auch die breiten Massen des Volkes in
das Heer ein. Durch den Wetteifer aller Stände wurde die größte
kriegerische Leistung möglich, welche die Geschichte von gesitteten Nationeil
kennt. Neben den alten Soldaten empfand die gebildete Jugend den
Ernst der Zeit am lebhaftesten; in ihr glühte die schwärmerische Sehn¬
sucht nach dem freien und einigen deutschen Vaterlande. Kein Student,
der iigenb die Waffe schwingen konnte, blieb daheim; vom Katheder
hinweg führte Professor Steffens nach herzlicher Ansprache seine gesamte
Hörerschaft zum Werbeplatz der freiwilligen Jäger. Der König rief
auch seine verlorenen alten Provinzen zu den Fahnen: „Auch ihr seid
von dem Augenblicke, wo mein treues Volk die Waffen ergriff, nicht
mehr an den erzwungenen Eid gebunden." Da aber eine Massen¬
erhebung in born unglücklichen Lande vorerst noch ganz unmöglich war, so
eilten mindestens die Ostfriesen und Markaner von der Göttinger Uni¬
versität zu den preußischen Regimentern, desgleichen die gesamte Studenten¬
schaft ans dem treuen Halle, das unter westfälischer Herrschaft die
Erinnerungen an den alten Dessauer und die gute preußische Zeit nicht
vergessen hatte. Derselbe Geist lebte in den Schulen. Aus Berlin allein
stellten sich 370 Gymnasiasten. Mancher schwächliche Junge irrte betrübt,
immer wieder abgewiesen, von einem Regimente zum anderen, und glücklich,
wer, wie der junge Vogel von Falkenstein, zuletzt doch noch von einem
nachsichtigen Kommandeur angenommen wurde. Die Beamten meldeten
sich so zahlreich zum Waffendienste, daß der König durch ein Verbot den
Gerichten und Regierungen die unentbehrlichen Arbeitskräfte sichern mußte;
in Pommern waren die königlichen Behörden während des Sommers
nahezu verschwunden; jeder Kreis und jedes Dorf regierte sich selber,
wohl oder übel.
Aber auch der geringe Mann hatte in Not und Plagen die Liebe
zum Vaterland wiedergefunden: stürmisch, wie nie mehr seit den Zeiten
der Religionskriege, war die Seele des Volkes bewegt von den großen
Leidenschaften des öffentlichen Lebens. Der Bauer verließ den Hof, der
Handwerker die Werkstatt, rasch entschlossen, als verstünde sich's von
selber: die Zeit war erfüllet, es mußte sein. War doch auch der König