Frida Schanz. Friedrich Schiller.
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3. Der Schlüssel.
Willst du dich selber erkennen, so sieh, wie die andern es treiben;
Willst du die andern verstehn, blick' in dein eigenes Herz!
4. Freund und Feind.
Teuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen;
Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind, was ich soll.
5. Tugend des Weibes.
Tugenden brauchet der Mann; er stürzet sich wagend ins Leben,
Tritt mit dem stärkeren Glück in den bedenklichen Kampf.
Eine Tugend genüget dem Weib: sie ist da, sie erscheinet
Lieblich dem Herzen; dem Aug' lieblich erscheine sie stets!
6. Kant und seine Ausleger.
Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung
Setzt! Wenn die Könige bau'n, haben die Kärrner zu thun.
7. Saale.
Kurz ist mein Lauf und begrüßt der Fürsten, der Völker so viele;
Aber die Fürsten sind gut, aber die Völker sind frei.
8. Der Sämann.
Siehe, voll Hoffnung vertraust du der Erde den goldenen Samen
Und erwartest im Lenz fröhlich die keimende Saat.
Nur in die Furche der Zeit bedenkst du dich Thaten zu streuen,
Die, von der Weisheit gesät, still für die Ewigkeit blühn?
9. Die zwei Tug end Wege.
Zwei sind der Wege, auf welchen der Mensch zur Tugend emporstrebt;
Schließt sich der eine dir zu, thut sich der andre dir auf.
Handelnd erringt der Glückliche sie, der Leidende duldend.
Wohl ihm, den sein Geschick liebend auf beiden geführt!
10. Unterschied der Stände.
Adel ist auch in der sittlichen Welt. Gemeine Naturen
Zahlen mit dem, was sie thun, edle mit dem, was sie sind.
11. Erwartung und Erfüllung.
In den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling;
^ Still auf gerettetem Boot treibt in den Hafen der Greis.