Full text: Deutsche Prosa und Poesie (Teil 4, [Schülerbd.])

29 
„was wäre zu tun in der herbstlichen 
Nacht? 
So hab' ich doch manche noch schlimmer 
vollbracht, 
der Morgen hat alles wohl besser ge¬ 
macht. 
Drum rasch bei der mondlichen Lselle 
ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle." 
3. Und als er im willigen Schlum¬ 
mer so lag, 
bewegt es sich unter dem Bette. 
„Die Ratte, die raschle, solange sie 
mag! 
Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!" 
Doch siehe, da stehet ein winziger wicht, 
ein Zwerglein so zierlich mit Ampelen- 
licht, 
mit Rednergebärden und Sprecherge- 
wicht, 
zum Fuß des ermüdeten Grasen, 
der, schläst er nicht, möcht' er doch 
schlafen. 
ch „wir haben uns Feste hier oben 
erlaubt, 
seitdem du die Zimmer verlassen, 
und weil wir dich weit in der Ferne 
geglaubt, 
so dachten wir eben zu prassen. 
Und wenn du vergönnest, und wenn dir 
nicht graut, 
so schmausen die Zwerge behaglich und 
laut, 
zu Lhren der reichen, der niedlichen 
Braut." 
Der Graf im Behagen des Traumes: 
„Bedienet euch immer des Raumes!" 
5. Da kommen drei Reiter, sie reiten 
hervor, 
die unter dem Bette gehalten; 
dann folget ein singendes, klingendes 
Thor 
possierlicher kleiner Gestalten; 
und wagen aus wagen mit allem Ge¬ 
rät, 
daß einem so chören als Sehen ver¬ 
geht, 
wie's nur in den Schlössern der Könige 
steht; 
zuletzt aus vergoldetem wagen 
die Braut und die Gäste getragen. 
6. So rennet nun alles in vollem Ga¬ 
lopp 
und kürt sich im Saale sein Plätzchen; 
zum Drehen und walzen und lustigen 
Gopp 
erkieset sich jeder ein Schätzchen. 
Da pfeift es und geigt es und klinget 
und klirrt, 
da ringelt's und schleift es und rau¬ 
schet und wirrt, 
da pispert's und kniftert's und slistert's 
und schwirrt; 
das Gräslein, es blicket hinüber, 
es dünkt ihn, als läg' er im Fieber. 
7. Nun dappelt's und rappelt's und 
klappert's im Saal 
von Bänken und Stühlen und Tischen, 
da will nun ein jeder am festlichen 
Mahl, 
sich neben dem Liebchen erfrischen; 
sie tragen die Würste, die Schinken so 
klein 
und Braten und Fisch und Geflügel 
herein; 
es kreiset beständig der köstliche wein; 
das toset und koset so lange, 
verschwindet zuletzt mit Gesänge. 
8. Und sollen wir singen, was weiter 
geschehn, 
so schweige das Toben und Tosen. 
Denn was er so artig im kleinen ge¬ 
sehn, 
erfuhr er, genoß er im großen. 
Trompeten und klingender, singender 
Schall 
und wagen und Reiter und bräutlicher 
Schwall, 
sie kommen und zeigen und neiaen sich 
all', 
unzählige, selige Leute. 
So ging es und geht es noch heute.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.