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von dem heftig schönen Schmucke der Frauen, von dm herr¬
lichen Schaubühnen und Zelten.
Manche Ritter aber vergaßen der Würde ihres Standes so sehr,
daß sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plünderung
lebten. Aus ihren auf steilen Felshöhen erbauten Raubburgen über¬
fielen sie nnt ihren Reisigen den Bauer und Städter, warfen Knechte
nieder und führten den Raub frohlockend mit sich fort auf ihre Bur¬
gen. Von den vorüberfahrenden Schiffen forderten sie willkürliche
Zölle. Noch sieht man, besonders an den Ufern des Rheins und
der Donau, als Ueberreste jener Zeit viele Schlösser und Burgen,
die jetzt mit ihren verwitterten Zinnen und Thürmen still und fried¬
lich über den Strom Hinschauen. Lustig dampfen und segeln jetzt die
Schiffe an diesen Schrecknissen der Vorzeit vorüber. Nicht selten
auch wurden in den häufigen Fehden der Ritter unter einander die
blühenden Saatfelder, des friedlichen Landmannes ganzer Wohlstand,
von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten. Gegen solchen
Uebermuth und solche Räubereien vermochten die damaligen schwa¬
chen Kaiser keinen Schutz zu gewähren. Auf ihren festen Felsburgen
trotzten sie allen kaiserlichen Befehlen. Sie betrachteten ihr ehrloses
Handwerk als ein Recht des Stärkeren. Das war die traurige Zeit
der rohen Gewalt, die man das Faustrecht nannte, weil eine
tüchtige Faust statt des Rechtes galt. Erst die Erfindung deS Pul¬
vers und das dadurch völlig umgestaltete Kriegswesen machte dem
Ritterthume ein Ende.
Die Ritterorden. — Die höchste Blüthe des Ritterthums
zeigte sich in den geistlichen Orden, welche unmittelbar auS dm
Kreuzzügen hervorgingen und als die eigentlichen Stützen betrachtet
werden müssen, durch welche die Macht der Christen im Morgen¬
lande erhalten wurde. Zur Aufnahme der Pilger, die oft krank und
hülfloS zu Jerusalem ankamen, ließen im Jahre 1048 mehre Kauf¬
leute aus Amalfi (in Unteritalien) in der Nähe deS heiligen Grabes
ein Kloster mit einem Hospital bauen, in welchem kranke und hüls-
lose Pilger unentgeltlich gepflegt wurden. Als Schutzpatron dieser
frommen Stiftung wurde der heilige Johannes der Täufer gewählt;
darum hießen auch die Ordensbrüder Johanniter. Im Jahre
1118 wurde dieser Mönchsorden mit Beibehaltung der Mönchs-