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eS natürlich mit Ludwig von Bayern. Da beschloß Leopold, Kaiser«
Friedrich Bruder, die Ehre de« Hause« Oesterreich an dem wider¬
spenstigen Volke der Schweizer zu rächen, und drang mit seinen ge¬
harnischten Scharen in ihr Land ein. Aber in dem Engpässe Mor¬
garten wurden sie im Jahre 1315 von den Schweizern plötzlich
überfallen und geschlagen. — Unterdessen wurde der Krieg zwischen
den beiden Gegenkaisern mit der größten Erbitterung fortgeführt.
Endlich, im Jahre 1322, kam e« bei Mühldorf in Bayern zu
einer entscheidenden Schlacht, in welcher zuletzt Friedrich ungeachtet
der heldenmüthigsten Tapferkeit geschlagen und gefangen wurde. Nach
drei Jahren entließ jedoch Ludwig seinen Gegner der Gefangenschaft,
auf den Vertrag, daß er allen Ansprüchen auf die Kaiserkrone ent¬
sage. Da aber dessen Bruder, der Herzog Leopold, den Vertrag
nicht anerkennen wollte und den Krieg fortsetzte, ging Friedrich, sei¬
nem Worte getreu, nach München und stellte sich freiwillig wieder
als Gefangener vor Ludwig. Von solchem Edelmuthe und solcher
Treue de« Feindes ward Ludwig tief gerührt. Er drückte ihn an
sein Herz und nannte ihn Bruder. Bon diesem Augenblicke an
schwand aller Argwohn. Er theilte Wohnung, Tafel und Bett mit
ihm. Er vertrauete ihm sogar die Verwaltung Bayerns an und
schloß, da die deutschen Fürsten sich einer förmlichen Theilung der
Reichsregierung widersetzten, mit ihm einen Vertrag, nach welchem
Ludwig Italien und die römische Krone erhalten, Friedrich aber als
römischer Kaiser in Deutschland herrschen sollte. Als jedoch 1326
in dem heldenmüthigen Leopold die vornehmste Stütze Friedrich'-
in's Grab sank, zog sich dieser lebensmüde auf das Bergschloß Gut-
tenstein zurück, wo er an der Seite seiner erblindeten Gattin die
letzten Jahre verlebte in der Erinnerung an die traurigen Erfahrun¬
gen seines Lebens. Er starb im Januar 1330. — Ludwig regierte
nach ihm noch siebenzehn Jahre, aber seine Regierung war noch im¬
mer sehr unruhig. Sein größter Gegner war der Papst, der ihn in
den Bann that und selbst Deutschland mit dem Jnterdicte belegte.
In dem Lande, auf welchem das Interdikt oder der große Bann
lastete, hörte aller öffentlicher Gottesdienst auf. Die Altäre wurden
entkleidet, alle Kreuze und Gnadenbilder verhüllt, keine Glocke rief
mehr zum Gebete. In dieser Bedrängniß, welche die Ruhe Deutsch¬
lands zu erschüttern drohete, und in welcher die Versuche einer Ber-