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liehe Adel Reichsrechte und Reichsgut in Masse an sich; die 
Fürsten waren auf jede Weise bemüht, auch auf Kosten klei¬ 
nerer Herren ihre territorialen Besitzungen und Rechte zu mehren. 
Das Raubrittertim griff rücksichtslos um sich. 
§ 43. Ende der Kreuzzüge. Untergang der christlichen 
Herrschaften in Syrien. 
Den Untergang der christlichen Herrschaften in Syrien 
machten die Uneinigkeit der ohnehin schwach organisierten christlichen Reiche, 
die Selbstsucht der weltlichen Grossen-, wie der Ritterorden, die einer steten 
Kriegführung widerstrebende Handelspolitik der italienischen Seestädte und 
deren häufige Kämpfe, der Mangel einer umfassenden und planmässigen Koloni¬ 
sation, der sittliche Verfall der im Orient sitzenden Christen und schliesslich auch 
die Erkaltung der Opferwilligkeit im Abendland unvermeidlich; verzögert 
wurde er mehr durch den Hader der islamitischen Staaten Syriens und Aegyp¬ 
tens und durch den Ansturm der Mongolen und der von diesen verjagten Chowa- 
resmier, als durch die Züge der abendländischen Herren (z. B. Thibaut von Na¬ 
varra 1239, Richard von Cornwallis 1240). Je sicherer der Untergang bevorstand, 
um so mehr suchten die fränkischen Geschlechter in die Heimat zurückzukehren. 
Vom ägyptischen Sultan Ejjub gegen eine Verbindung der Christen mit seinem 
islamitischen Gegner herbeigerufen, zerstörten Chowaresmier unter entsetzlichen 
Greueln Jerusalem und schlugen die drei Ritterorden bei Gaza (1244). In 
Deutschland und England fand die Kreuzzugspredigt jetzt keinen Anklang mehr, 
ja vielfach infolge der damaligen Politik der Kurie Hohn und Widerstand. Selbst 
in Frankreich konnte L u d w i g IX. nur mit vieler Mühe eine Heeresfahrt 
zustandebringen. Auf diesem sechsten Kreuzzug (1248—1254) gewann 
er nach langem Aufenthalt auf Cypern Damiette sehr rasch (1249), aber auf 
dem wieder zu spät angetretenen Zuge gegen Kairo erging es Ludwig 
wie den Kreuzfahrern d. J. 1218—1221, ja er geriet sogar mit zwei Brüdern 
in Gefangenschaft. Den Vertrag, der freien Abzug gegen Räumung von 
Damiette und hohes Lösegeld bestimmte, hielt auch der neue Herrscher 
Aegyptens, der Mameluk Bibars (1250). Noch vier Jahre in Syrien verweilend, 
konnte Ludwig mit seiner jetzt sehr geringen Streitmacht und infolge eines 
Friedensschlusses zwischen Damaskus und Aegypten nur wenig ausrichten. 
Bibars, seit 1260 Sidtan auch von Damaskus, entriss 1262—126:4 den Christen 
wichtige Burgen und die Städte Cäsarea, Joppe und Antiochia. Ludwig IX. 
unternahm (1270) wieder eine Heerfahrt, stellte aber diesem „siebenten 
Kreuzzug“ (wohl von seinem ländergierigen Bruder Karl von Anjou be¬ 
stimmt) zunächst die Aufgabe, Nordafrika zu erobern. Nach Einnahme der 
„Burg von Karthago“ brach unter dem Heere eine Seuche aus, an der Ludwig 
selbst starb. Der eben erst eingetroffene Karl von Anjou schloss nach einem 
Sieg über den Emir von Tunis einen Vertrag, in dem dieser u. a. sich zur 
Tributzahlung an Sicilien verpflichtete. Der dann auf drei Jahre verschobene 
Zug nach Syrien wurde nicht ausgeführt. Papst Gregor X. war sehr bemüht, 
einen Zug des gesamten Abendlands zu Stande zu bringen, aber nach seinem 
Tode (1276) hielten sich die Monarchen an ihr Wort nimmer gebunden. Die 
Christen in Syrien beschleunigten das Schicksal noch durch Streitigkeiten um 
die Krone Jerusalem und durch leichtsinnigen Bruch von Waffenstillständen. 
Kelatvun nahm 1289 Tripolis, und mit der Erstürmung von Akkon (12tfl), 
auf welche alsbald die Räumung von Tyrus, Beirut und der ändern noch in 
christlichem Besitz befindlichen Orte folgte, war alles verloren.
	        
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