Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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Jetzt hatte man ein Mittel in Händen, den Handel, welchen 
man anfangs nur mit seinen Nachbaren getrieben hatte, auch in 
entfernte Länder zu bringen und mit Menschen, bei denen man 
nichts austauschen konnte, Kauf und Verkauf zu treiben. Weit 
ging er anfangs noch nicht; denn die Erde war den Reisenden un¬ 
bekannt ; auch war für deren Sicherheit noch wenig gesorgt. Des¬ 
halb unternahm man die Handelsreisen nur in großen Gesellschaf¬ 
ten, Karavanen genannt, wie dieses noch jetzt in vielen Gegenden 
von Afrika und Asien geschieht, wo Unsicherheit der Wege solche 
Vorsichtsmaßregeln nöthig macht. Besonders fanden sich die Kauf¬ 
leute an solchen Orten ein, wo gerade eine religiöse Feierlichkeit eine 
große Volksmenge versammelt hatte. Selbst in den Borhöfen der 
Tempel standen sie alsdann wohl mit ihren Waaren aus. So lesen 
wir in den heiligen Evangelien, daß Christus einst aus deni Tempel 
des Salomo die Käufer und Verkäufer vertrieben hat. Auch unsere 
großen Märkte oder Messen nahmen von kirchlichen Festlichkeiten 
ihren Anfang. Von der heiligen Messe, zu deren Beiwohnung das 
Volk ringsumher zusammenströmte, bekamen die damit verbundenen 
Märkte selbst den Namen Messen. Der Name Send, altdeutsch 
Synd, kommt von dem lateinischen Worte Synödus, d. i. Zusam¬ 
menkunft, her. Es pflegte nämlich das eine und andere Mal im 
Jahre die Geistlichkeit eines Kreises in der Stadt sich zu versam¬ 
meln, um kirchliche Angelegenheiten zu beratheu. Die hiermit ver¬ 
bundenen kirchlichen Feste zogen auch viele Fremde herbei, und so¬ 
gleich fand sich wieder der Kaufinann ein und stellte seine Waaren 
vor der vorüberwandernden Menge aus. 
In alten Zeiten fand man auf allen, selbst den entferntesten 
Märkten phönizische Kaufleute. Was diese noch so eben hier ein¬ 
getauscht hatten, wurde dort sogleich wieder mit großem Gewinne 
verkauft. Aus dem benachbarten Arabien holten sie wohlriechende 
Spezereien, Wolle, Elfenbein, Gold und Edelsteine; aus Armenien 
Eisen, Stahl und Pferde; aus Babylon und Persien allerlei Putz¬ 
sachen; aus Aegypten die feinsten baumwollenen Zeuge; ans Palästina 
Getreide und Wein. So erstreckte sich ihr Handel nach allen Weltge¬ 
genden hin. Die kostbarsten Sachen tauschten sie oft gegen blinkende 
Kleinigkeiten ein und verkauften sie um einen hohen Preis wieder.
	        
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