Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

so 
Schifffahrt. — Ein solcher Handel jedoch, so ausgebreitet und 
segensreich er auch war, durch die Schifffahrt erst bekam er seine 
rechte Ausdehnung und Vollkommenheit. Ein vom Ufer loSgeriffener 
und in's Wasser gestürzter Baum, der nun frei herumschwamm, auf 
welchen sich Vögel und andere Thiere setzten und nach dem gegen¬ 
seitigen Ufer hinüberschifften, mag zuerst auf die Spur geleitet 
haben. Man höhlte einen Baum aus und setzte sich in den weiten 
Bauch desselben, oder verband mehre durch Weidenruthen und brachte 
so das erste Floß auf die See. Zufällig mochte einer sein naß 
gewordenes Kleid auf dem Fahrzeuge auseinander hängen, um es 
an der Sonne zu trocknen. Und der Wind blies dagegen und be-' 
schleunigte die Fahrt. Diese Bemerkung konnte auf die Erfindung 
der S e g e l leiten. 
Mit jenen ersten Fahrzeugen wagten sich die Menschen freilich 
noch nicht auf die offene See. Sie hielten sich größtentheils an 
der Küste und trieben dort mit den anwohnenden Völkern Handel 
und Verkehr. Die Phönizier waren die ersten, welche die Küste 
verließen und auf das offen vor ihnen liegende mittelländische Meer 
hinausschifften. Bei Tage diente ihnen der Stand der Sonne, bei 
Nacht die Sterne zu Wegweisern. Sobald aber trübe Witterung 
diese himmlischen Zeichen zu verhüllen drohete, ward auch von ihnen 
schnell die Küste gesucht, und die Fahrt aufgeschoben. Denn auf 
die offene See zu schiffen, wagte man nicht eher, als bis man die 
Magnetnadel kannte. Diese hat nämlich die wunderbare Eigen¬ 
schaft, daß sie mit ihrer Spitze immer nach Norden zeigt. Daraus 
wissen die Schiffer bei Tage und bei Nacht die vier Himmelsgegen¬ 
den zu unterscheiden und zu bestimnien, wohin sie fahren müssen. 
Die Europäer lernten sie um das Jahr 1100 n. Chr. von den 
Aräbern kennen. In allgemeinen Gebrauch kam sie aber erst um 
da« Jahr 1300, als sie von den seefahrenden Benetianem vervoll¬ 
kommnet war. Da erst stiegen Handel und Schifffahrt zu einer nie 
gesehenen Höhe. * 
Kolonien. — Die ersten noch dürftigen Kenntniffe des See¬ 
wesens erlaubten deshalb noch keine ununterbrochenen Fahrten in 
weit entfernte Gegenden. Auch waren häufige Ruheplätze nöthig, um 
das Schiff auszubeffern, Lebensmittel einzunehmen, vor allem aber.
	        
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