irm in der neuen Gegend den Handel zu erhalten und von dort an- 
weiter zu verbreiten. Eine solche Niederlassung in einem fremden 
Lande nennt man Kolonie. Die erste phönizische Kolonie war die 
nahe gelegene Insel Cyp ern, und hierauf Creta, das heutige 
Candia, wo sie anfangs nur als Seeräuber erschienen. Dann 
wendeten sie sich nach den kleinasiatischen Küsten und, als sie in der 
Folge von den Griechen wieder verdrängt wurden, nach den nord¬ 
afrikanischen. Hier, wo jetzt Tunis, Algier und Tripolis liegen, 
gründeten sie viele Städte, unter anderen Utrka, Adrumetum, 
Hippo, Groß- und Klein-LeptiS und, die wichtigste von 
allen, Karthago. Bon hier aus gründeten sie auch Kolonien auf 
den gegenüberliegenden Inseln Sicilien und Sardinien. Am 
wichtigsten aber war ihr Handel nach Spanien, welches in alten 
Zeiten außerordentlich reich an Gold, Silber und anderen kostbaren 
Metallen war. Hier wurden auch ihre meisten Kolonien gegründet, 
besonders in dem südlichen Theile, den sie Tarsis oder Tartessus 
nannten. Hier gründeten sie unter anderen Kalpe, Carteja, 
Gab es (Kadix), Maläca (Malaga) und Hispälis (Sevilla). 
Selbst durch die Säulen des Herkules (die Felsen, wo jetzt 
Gibraltar und Ceuta liegen) wagten sie sich und befuhren den großen, 
noch nie beschifften atlantischen Ocean. — Auf ihrer nördlichen 
Fahrt stießen sie auf Inseln, wo sie das schönste Zinn fanden. Sie 
nannten sie hiervon nicht anders, als Zinn-Inseln. Wahrschein¬ 
lich'waren es die Scilly- oder Sorlings-Jnseln an der Südwestspitze 
Britanniens. Von der Küste der Ostsee- aus dem jetzigen Preußen, 
erhielten sie auch den Bernstein, sei es, daß die kühnen Segler 
selbst dorthin kamen nnd ihn eintauschten, oder daß sie ihn von den 
Bewohnern der Ostsee durch Zwischenhandel gewannen. Dieser 
Bernstein, Elektron genannt, wurde damals der Seltenheit wegen 
dem Golde gleichgeschätzt. Die Phönizier verarbeiteten ihn vorzüg¬ 
lich zu Halsketten nnd Armbändern. 
Erfindungen. — Die Handelsgegenstände der Phönizier be¬ 
standen aber nicht bloß in fremden Waaren, die sie umsetzten; in ihren 
Städten selbst herrschte der größte Gewerbfleiß. Unter ihren Fa¬ 
briken stand die Färberei, besonders in Purpur, oben an. Sie selbst 
waren die Erfinder des Purpurs. Ein Schäferhund — so geht die