fullscreen: Deutsche Gedichte für die Mittel- und Oberstufe höherer Mädchenschulen

Gottfried August Bürger. 
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6. Die Schollen rollten, Schuß auf Schuß; 
Von beiden Ufern, hier und dort, 
Von beiden Ufern riß der Fluß 
Die Pfeiler samt den Bogen fort. 
Der bebende Zöllner mit Weib und Kind, 
Er heulte noch lauter als Strom und Wind. 
7. Die Schollen rollten, Stoß auf Stoß; 
An beiden Enden, hier und dort, 
Zerborsten und zertrümmert schoß 
Ein Pfeiler nach dem andern fort. 
Bald nahte der Mitte der Umsturz sich: 
„Barmherziger Limmel! erbarme dich!" 
8. Loch auf dem fernen Ufer stand 
Ein Schwarm von Gaffern, groß und klein, 
Und jeder schrie und rang die Land, 
Doch mochte niemand Retter sein. 
Der bebende Zöllner mit Weib und Kind 
Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. — 
9. Nasch galoppiert' ein Graf hervor, 
Auf hohem Roß ein edler Graf. 
Was hielt des Grafen Land empor? 
Ein Beutel war es, voll und straff. — 
„Zweihundert Pistolen sind zugesagt 
Dem, welcher die Rettung der Armen wagt!" 
10. Und immer höher schwoll die Flut, 
Und immer lauter schnob der Wind, 
And immer tiefer sank der Mut. — 
O Retter! Retter! komm geschwind! — 
Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborst und brach; 
Laut krachten und stürzten die Bogen nach. 
11. „Lallo! hallo! Frisch auf gewagt!" — 
Loch hielt der Graf den Preis empor. 
Ein jeder hört's, doch jeder zagt, 
Aus Tausenden tritt keiner vor. 
Vergebens durchheulte mit Weib und Kind 
Der Zöllner nach Rettung den Strom und Wind.
	        
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