Full text: Vom westfälischen Frieden bis auf unsere Tage (Bd. 7)

tz Zweiter Zeitraum. 
sur lhistoire universelle, und erfuͤllte seinen Be⸗ 
ruf als Erzieher so treu, daß der Koͤnig ihm das 
Bisthum Meaux ertheilte, und ihn auf viele andere 
Weisen auszeichnete. Bossuet nahm an den Vergnuͤ⸗ 
gen des Hofes nicht Theil, seine Sitten waren stren⸗ 
ge, wie sein Glaube, und die Stunden, welche er 
von seinen Amtsarbeiten eruͤbrigen konnte, widmete 
er dem Studiren. Seine letzten Jahre verlebte er 
unter seiner Gemeinde zu Meaux, und starb daselbst 
1704, als er 77 Jahr alt war. 
Frangçois de Salignac de la Motte Fe⸗ 
nelon, ein sanfter Joannes, geboren 1652, war 
Bossuets Schuͤler, nachher, ohne es zu wollen, dessen 
Gegner. Seine Talente und sein lebhafter Geist 
machten ihm schon in der Jugend die schwersten 
Wissenschaften zum Spiel, und mit 19 Jahren wur⸗ 
de er schon als Redner gelobt, geliebt, geruͤhmt, 
aber das blaͤhete ihn nicht im mindesten ul Fuͤnf 
Jahre spaͤter wurde er zu Paris Priester, und ar⸗ 
beitete demuͤthig als Cooperator in der Pfarre S. 
Sulpice, obschon fuͤr ihn schon eine hoͤhere Lauf⸗ 
bahn angemessen gewesen waͤre. Die große Ge⸗ 
schicklichkeit, mit welcher er die zur katholischen Kir⸗ 
che uͤbergegangenen Protestanten einnahm, belehrte 
und uͤberzeugte, bewog den Koͤnig, ihn an die Spi⸗ 
tze der Missionarien zu stellen, welche nach der Auf⸗ 
hebung des Edicts von Nantes die Reformirten fried⸗ 
lich gewinnen sollten. Seine Beredsamkeit und seine 
sanften Sitten, verbunden mit wahrer Herzensguͤte, 
brachten unter den Reformirten ganz erstaunliche 
Wirkungen hervor. Mancher Hugenott wurde ka⸗ 
tholisch, weil er der Freundlichkeit des liebenswuͤr⸗ 
digen katholischen Priesters nicht widerstehen konnte. 
Der Dauphin war unterdessen gestorben, Bossuets 
Zoͤgling, und Fenelon ward der Erzieher der Enkel 
Ludwig's XIV., naͤmlich des Herzogs von Bourgog⸗ 
ne, des Herzogs von Anjou und des Herzogs von 
Berry. Der Herzog von Bourgogne war entschieden 
der Thronfolger, ünd Fenelon bemuͤhete sich, aus 
ihm einen Fuͤrsten zu ziehen, der Frankreich gluͤcklich 
machen sollte. Der Prinz war stolz und jaͤhzornig, 
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