Full text: Von Alexander d. Gr. bis Christus (Bd. 3)

10 Sechster Zeitraum. 
fen, und Verwirrung in alle Glieder brachten. So erlitten 
die Römer eine schreckliche Niederlage: 15000 Mann blie— 
ben auf dem Platze, und 1800 wurden gefangen. Allein 
auch Pyrrhus hatte viel verloren, und da er selbst ein tap— 
ferer Mann war, erfüllte ihn die Tapferkeit der Römer mit 
Hochachtung und Bewunderung. Er ließ ihre Todten begra— 
ben, und begegnete den Gefangenen mit griechischer Artig— 
keit, was die Römer, die ihre überwundenen Feinde nur zu 
häufig als Sclaven behandelten, kaum zu begreifen vermochten. 
Pyrrhus, der die Römer nun achten gelernt hatte, be— 
fürchtete schon einen schlimmen Ausgang des Krieges, und 
ließ durch seinen Redner Cineas, einen Schüler des De— 
mosthenes, den Römern abermals Frieden antragen. Dieser 
wandte alle Mittel an, welche der Beredsamkeit zu Gebote 
stehen, und es gelang ihm, wenigstens einige Senatoren zum 
Nächdenken zu stimmen. Letztere überlegten die Größe der 
Gefahr, und fanden die Anerbietungen des Pyrrhus fast 
vortheilhaft; aber kaum hatten sie diese Meinung geäußert, 
als Appius Claudius, ein alter Senator, der wegen 
seiner Schwäche und Blindheit schon lange den Sitzungen 
nicht mehr beigewohnt hatte, sich diesmal von seinen Scla— 
ven in einer Sänfte hintragen ließ. „Wie? — rief dieser 
aus — bisher habe ich meine Blindheit betrauert, aber jetzt 
wünschte ich, auch noch taub zu sein, daß ich die unwürdi— 
gen Rathschläge eurer Feigheit nicht anhören dürfte. Habet 
ihr darum immer mit dem Ruhme des römischen Namens 
geprunkt, um jetzt vor einem Haufen Griechen zu zittern, 
die immer eine Beute der Macedonier gewesen sind? Vor 
einem Abenteurer, der so lange durch Schmeicheleien um 
die Gunst der Waffenträger Alexanders gebuhlt hat?“ So 
redete er noch lange fort, und als er geendet hatte, entlie— 
ßen die Consuln den Gesandten mit der Antwort, es sei 
nicht eher an Friedensunterhandlungen zu denken, als bis 
Pyrrhus Italien verlassen hätte. Dieser Handlungsweise blie— 
ben die Römer künftig immer treu: sie schlossen nie Frieden, 
so lange der Feind noch siegreich da stand. — Cineas kehrte 
also unverrichteter Sachen zum Pyrrhus zurück, und sagte, 
die Stadt Rom gleiche einem großen Tempel und der e 
nat einer Versammlung der himmlischen Götter. 
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