Full text: Von Alexander d. Gr. bis Christus (Bd. 3)

Der h. Augustinus. 375 
Gott mir willfahrt, da ich dich als seinen Diener erblickte, 
der alles Erdenglück verschmähet. Was mache ich hier für— 
der?“ Auf dem Todesbette liegend sagte sie: „Begrabet die- 
sen Leib, wo ihr wollt, und seid ohne Sorge um seinetwil— 
len. Nur das erflehe ich von euch, gedenkt meiner am Al— 
tare des Herrn, wo ihr auch sein möget.“ Es waren ihre 
letzten Worte. 
Erst nach 10 Monaten setzte Augustin nach Africa uͤber. 
Zu Tagaste lebte er 3 Jahre, ganz zurückgezogen, dem Ge— 
bete, den Bußübungen, der Betrachtung und den Wissen— 
schaften. Genossen gesellten sich zu ihm, unter Andern Aly— 
pius und Evodius. Sie lebten wie in einem Kloster, Augu— 
stinus verkaufte Alles, das Haus, welches sie bewohnten, 
nicht ausgenommen, und bedingte sich nur aus, daß ihm ei— 
niges Wenige jährlich zu seinen geringen Bedürfnissen zu— 
rũckgezahlt würde. 
Schon wurde der Name des Heiligen weithin genannt. 
Das Volk von Hippon lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihn, 
als der Bischof dieser Stadt in einer Predigt, worin unser 
Heiliger anwesend war, sich über das Bedürfniß eines Hülfs- 
priesters geäußert hatte. Man führte denselben dem Bischofe 
Valerius zu, mit den dringenden Bitten, ihn zu weihen. 
Augustin gab endlich dem Wunsche des Volkes nach, und 
wurde im Jahre 391 zum Priester für die Kirche von Hip- 
pon geweiht. Bevor er aber sein Amt antrat, bereitete er 
sich nach dem Beispiele des Heilandes durch Fasten und Be— 
ten dazu vor. Nun fand Valerius an ihm einen rastlosen 
Gehülfen, die Gemeinde einen eifrigen Seelenhierten, und 
die Anerkennung und Liebe beider war sein Lohn. Er selbst 
hatte die Kraft christlicher Beredsamkeit an sich erfahren, da— 
her widmete er sich mit vorzüglichem Eifer der Predigt des 
göttlichen Wortes, und dem frühern Lehrer der Redekunst 
war dies Reden eben so leicht, als angenehm; doch suchte 
er nicht sowohl durch hohe Kunst, als vielmehr durch wür— 
devolle Einfalt zu wirken. Er predigte zuweilen täglich, oft 
zweimal in Einem Tage, und ohne die äußerste Noth ließ 
er sich von dieser Pflicht nicht abhalten. Die kleine geistliche 
Genossenschaft von Tagaste, woran des Heiligen Herz hing, 
wurde nun nach Hippon hinübergesiedelt, sie vergrößerte sich
	        
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