Full text: Von Alexander d. Gr. bis Christus (Bd. 3)

62 Sechster Zeitraum. 
meistern. Das ist ein großes Hinderniß für einen Anführer, 
und wenige ertragen schon Spott und Tadel so gleichgültig, 
wie einst Fabius that. Wohl wünschte ich mir Belehrung 
und Rath, aber die ihn geben wollen, müssen bei mir sein, 
meine Lage sehen, meine Gefahren theilen. Und ist nun je— 
mand unter euch, der sich's zutraut, mir in dem Kriege, den 
ich führen soll, zu rathen, der mache sich auf mit mir nach 
Macebonien; ich will mein Schiff, meine Pferde, mein Zelt 
und meine Kost mit ihm theilen. Wer aber diese Mühe 
scheut, der befehle mir auch nicht aus seinem Zimmer, son— 
dern schweige, und denke, daß wir uns im Lager schon ge— 
nug berathen werden.“ 
Das römische Heer, welches Aemilius in Griechenland 
vorfand, war ganz verwildert, daher es auch alle Schlach— 
ten gegen den Perseus verloren hatte. Alle wollten befehlen, 
alle den Feldherrn meistern, gehorchen keiner. Aber Aemilius 
bedeutete ihnen würdevoll, sich um nichts, als um ihre 
Waffen und seine Befehle zu kümmern, was sie fast übel 
nahmen. 
Perseus hatte sich mit seinen besten Truppen auf dem 
steilen Olymp verschanzt, und die tollkühnen Römer woll— 
ten ihn in dieser vortheilhaften Stellung angreifen, doch 
war Aemilius klüger. Er ließ dem Herkules 20 Stiere 
opfern, aber keiner derselben trug in seinen Eingeweiden glück— 
liche Zeichen; erst in dem ein und zwanzigsten fand man 
die gute Vorbedeutung, daß die Römer siegen würden, wenn 
sie sich nur vertheidigten, nicht selbst angriffen. Man sieht 
leicht, woher dies Orakel kam. 
Am Tage vor der Schlacht war eine starke Mondfinster⸗ 
niß. Griechen und Römer geriethen in Schrecken, die Roͤ— 
mer machten mit metallnen Werkzeugen ein großes Getöse, 
und hielten Feuerbrände in die Höhe, um das erloschene 
Licht wieder hervorzurufen. Ein Glück, daß die üble Vorbe— 
deutung nicht während der Schlacht vorfiel! Diese fand end— 
lich statt bei Pybna. Ich sage nichts von der Anwendung 
griechischer und römischer Kriegskunst, und von dem entsetz— 
lichen Bludbade auf beiden Seiten. Es erregt nur Entsetzen, 
solche Scenen der Unmenschlichleit weitläüfig auszumalen. 
Genug, Perseus verließ seine Truppen mitten im Gefechte, 
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