Full text: Von Alexander d. Gr. bis Christus (Bd. 3)

Sechster Zeitraum. 
Weiter! — denn die Reihe römischer Niederträchtigkei- 
ten in diesem Kriege ist unendlich. Die Numantiner, auf's 
höchste erbittert, nehmen noch einmal alle ihre Kräfte zu— 
sammen, und schlagen den Consul Hostilius Mancinus 
in mehreren Gefechten, ja sie treiben ihn wieder so wie den 
Pompejus in die Enge. Er ist verloren, und bittet um 
Gnade. Die Sieger, schon zu oft betrogen, wollen nichts 
mehr hoͤren. Er verspricht auf der Stielle einen Frieden 
schriftlich zu unterzeichnen — vergebens! Endlich geht sein 
Quästor Tiberius Sempronius Gracchus, ein Mann 
von vornehmer Geburt und bekannter Rechtschafenheit, zu 
ihnen, und verbürgt sich für die Treue der Römer. Er be— 
ruft sich auf seinen Vater, der ehemals in Spanien Statt— 
halter gewesen war, und sich den Inwohnern als einen ehr- 
lichen Mann bewährt hatte. „Nun gut! — sagen endlich 
die Numantiner — auf dein Wort wollen wir es noch 
einmal mit römischer Ehrlichkeit wagen. Wir begehren nichts 
weiter von euch, als ungestörte Unabhängigkeit; nur mit 
dieser einzigen Bedingung gebt uns den Frieden.“ Der Con— 
sul und sein Quästor beschwören es mit einem feierlichen 
Eide, und die guten Spanier lassen das ganze Heer abzie— 
hen, ohne einen Mann zu verletzen. 
Niemand zweifelte, daß der Senat den Frieden bestäti— 
gen würde. Weit gefehlt! „Wer heißt euch Frieden schließen 
ohne uns? — sagte der Senat. — Wir wollen keinen Frie— 
den mit Numantia. Für diese unbefugte Unterhandlungen 
mögen die Thäter büßen!“ Gracchus ward noch durch 
die Gunst des Volkes von den Ketten gerettet, aber Man— 
cius ward nackt und gebunden vor die Thore Numantia's 
gebracht, und den Feinden zu beliebiger Rache ausgeliefert. 
Und denkt! das so schändlich betrogene Volk wollte sich an 
ihm nicht rächen, sondern ließ ihn los, und bestand nur 
darauf, Rom sollie sein Wort halten. 
Aber das merkte man wohl längst, daß Rom nicht ge— 
sonnen war, seine herrschsüchtigen Mane so fruchtlos aufzu— 
geben. Hatte es doch Karthago und Korinth zerstört — wie 
hätte es Numantia geringer strafen sollen für den Trotz, 
seine Freiheit gegen Römertyrannei behaupten zu wollen ? 
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